laut.de-Kritik
Der Hood Pope möchte es allen recht machen.
Review von Thomas HaasWenn man will, könnte man die Karriereverläufe von A$AP Rocky und A$AP Ferg glatt als konträr bezeichnen. Rocky, das unumstrittene Aushängeschild des Mobs, versuchte sich mit seinem ersten großen Release am Spagat zwischen Mainstream und inszenierter Styleproklamation. Was dann folgte, war mehr Rückbesinnung als neuerliche Anbiederung. Ferg dagegen, und das rechneten ihm hartgesottene Mob-Jünger stets hoch an, beharrte kontinuierlich auf seiner uniquen Idee von Hip Hop, die sich irgendwo zwischen trivialen Südstaaten-Brechern und vertonten, nebelverhangenen Schwebezuständen verortet.
Damit ist - dazu reicht schon ein Blick auf die Gästeliste - erst mal Schluss. Nachdem sich Fergie bereits auf dem Opener "Rebirth" zur "voice of the guys on the corners / And the kids who have no direction" ernennt, dürfte eines klar sein: Statt nur den Moshpit zu bedienen, will Ferg mehr. Mehr, das heißt in diesem Fall jedoch, es allen irgendwie recht machen zu wollen. Und doch weiß am Ende keiner so wirklich, woran er nun eigentlich ist.
Denn noch bevor man gedanklich mit dem Intro abgeschlossen hat, überrollt einen die aufgeregte EDM-Lawine "Hungry Ham" mit Skrillex. Das Problem daran ist nicht mal, dass man besagte Konstellation bereits kennt und als nicht zwingend fortsetzungswürdig verbucht hat. Es ist vielmehr das Gefühl, dass Ferg irgendwie alle Prinzipien der vergangenen Jahre schon nach dem zweiten Song über Bord geworfen hat. Selbst wenn "Strive", der darauffolgende Track, noch seine Momente hat: DJ Mustards Sound zwischen Pop, House und Spannungsbogen-Handclaps unter Ferg'schen Motivationsparolen wirkt ähnlich konstruiert.
Danach – und das soll bei aller Griesgrämerei nicht unerwähnt bleiben – folgen knappe 40 Minuten, die den gewöhnungsbedürftigen Start nahezu vergessen machen. Einerseits entdeckt der Hood Pope den (College Dropout-) Kanye in sich. Etwa, wenn er auf dem besten Song der Platte (Clams Casino produziert, versteht sich) von den Ausfällen seines irren Onkels erzählt ("He was cut like Bruce Lee but he didn't know karate / He came home bloody screaming 'nobody can stop me'") und indirekt den Versuch wagt, schmutzigen NYC-Flavor neben glattgebügeltem Pop zu stellen.
Sowieso macht Ferg auf den Family-Business-Songs vieles richtig. "Let You Go" spiegelt den inneren Konflikt bezüglich seiner obszönen Songtexte wider. Neben einem eigenen Song für die "Grandma" darf dann sogar Mama Ferg mit auf einen Song – gemeinsam mit Chuck D. Was dabei oft in Vergessenheit gerät: Ganz gleich in welcher Stimmungslage sich Ferg befindet, er schafft es konstant, Melodien und Gesang in den Vortrag zu integrieren.
Das kommt besonderes dem Mittelteil von "Always Strive And Prosper" zugute, einem der offensichtlichsten (dadurch aber alles andere als schwächsten) Parts der Platte. Dieser dient nicht nur zur Rechtfertigung für den Titel "Trap Lord", sondern zeugt auch von Geschmacksicherheit. Mit Hitgarant Future hebt sich Ferg krachend auf ein "New Level", Emporkömmlinge wie Marty Baller oder Lil Uzi Vert stilisieren sich als ignorante Thugger.
Ebenjene Momente sind es, die "Always Strive And Prosper" mehr zum Frage- denn unmissverständlichen Ausrufezeichen werden lassen. Denn: Warum lässt sich eine über weite Strecken spannende Platte immer wieder zu mittelschweren Geschmacksverbrechen (ja, Chris Brown, damit ist auch deine "I Love You"-Hook gemeint) hinreißen? Die Anwort dürfte auch mit der Geldbörse des Urhebers zu tun haben: Die maximale Hörerzahl soll unbedingt noch gesteigert werden.
4 Kommentare mit 8 Antworten
Hier ist die Rezension so konfus wie das Album.
"Selbst "Strive", der darauffolgende Track, noch seine Momente hat: (...)."
Soll das ein Satz sein?
"(ja, Chris Brown, damit ist auch deine Hook "I Love You"-Hook gemeint)"
Das erste "Hook" sollte weg.
Die Wertung geht aber in Ordnung.
Ganz weirde Scheibe. Der wechselt ab mit ekelhaften Up-tempo EDM Nummern, darauf ein NYC-Brett sondergleichen. Damn. Einige Song sind unglaublich stark, wie Psycho oder Let it Bang. Vieles ist konfus und ungeniessbar.
2/5
"Strive" ist wirklich so schlecht, dass man nicht glaubt, was man da gerade hört.
Da bin ich ja mal gespannt, 2/5 vom Toriyamafan.
4/5 von mir, es sollte klar sein, was hier zu machen ist.
Muss auch sagen, dass mir das Album kaum gefallen hat. Alles von "Psycho" bis "Uzi Gang" ist vollkommen akzeptabel bis wirklich gut, aber der Rest ist derart schlecht, dass man sich fragen muss, ob das wirklich von dem Menschen kommt, der für überragende Banger wie "Let It Go" oder "Dump Dump" verantwortlich ist.
jetzt weiss man wenigstens auch warum man tagelang nix mehr vom crazemaster gehört hat...*rödel* *rödel*
Das Teil ist bisher total an mir vorübergegangen. War aber auch noch nie ein Ferg Fan.
whut? dachte du diggst die alle...ich seh da ja keine unterschiede
Craze geht steil auf Ferg wie Flizzy auf lokale Gemüsehändler
Ich glaube das liegt eher an Drake.
Drake findet hier nicht statt wie defekte Navis