laut.de-Kritik
Vier Tussen machen einen auf wilde Rock-Gören.
Review von Alexander CordasVier Tussen machen einen auf wilde Rock-Gören. Furchtbar. Dann auch noch dieser Bandname! Das muss man ja von vornherein scheiße finden. Ein Blick auf Sängerin Anja Krabbe, die im - schon nicht mehr so modernen - Vokuhila-Haircrime-Style daher kommt, genügt schon, um den nicht einmal mehr glimmenden Ofen endgültig zu löschen. Faselt dann auch noch das Presse-Info wieder im unnachahmlichen Stil etwas von "rocken wie die Hölle", möchte man sich gleich in den nächsten Abfalleimer übergeben.
Aber halt. Nach dem Genuss der 13 Songs bleibt einem die Kotze im Hals stecken, denn AK4711 machen bei all dem Bohei um ihr Image und dem dazugehörigen Trallala der Plattenfirma Mucke, die wirklich in Ordnung geht. Produziert hat Andy Gill (Gang Of Four), was man - bis auf die markant häufig auftretenden Four To The Floor-Beats mit kräftigen Off Beat-Einschüben - nicht unbedingt heraus hört.
Die hervorragende Gitarrenarbeit von Kerstin Sund geht nämlich im oft sehr harmlos daher kommenden Klangbild von AK4711 unter. Ein wenig mehr Mut in dieser Richtung hätte nicht geschadet; aber live werden sie da wohl weniger Zurückhaltung üben.
Was AK4711 von anderem Heißluftgebläse à la Silbermond unterscheidet, ist die Qualität ihrer Songs. Da sind die Damen ab und an ganz vorne mit dabei. Die Vorab-Single "Rock" zum Beispiel, "Kein Schöner Land" und "Macht Nix" fallen unter diese Kategorie. Dass sich in der knapp dreiviertel Stunde auch der eine oder andere Rohrkrepierer ("Liebe Ist Nicht Weil Sondern Trotzdem", "Erste Hilfe") versteckt, fällt da nicht sonderlich ins Gewicht.
Dafür erinnert Anja sympathischer Weise an manch einer Stelle an die junge Nina Hagen, auch wenn sie nicht dieselbe Stimmgewalt ihr eigen nennt.
Am Ende steht auf der Habenseite ein solides Debüt einer Band, das zwar nicht umhaut, aber sicher Appetit auf mehr macht. Würden sie das nervige Gehabe sein lassen und sich mehr auf die Musik als aufs 'Showbiz' konzentrieren, wird das sicher noch was.