laut.de-Kritik
Schöne Stimme, exotische Melodien, straighte Beats und Breitwandsounds.
Review von Alexander CordasDas multi-talented Schnuckelchen Aaliyah hat sich doch recht lange Zeit gelassen, mal wieder mit einer Scheibe rüberzukommen. Während der langen Pause war sie aber nicht faul und hat ihr schmuckes Gesicht professionell in die Kameras gehalten, so dass die Gesangskarriere etwas zurücktreten musste. Dass ihr filmisches Engagement jedoch keine negativen Auswirkungen auf ihre Mucke hat, beweist sie mit vorliegendem Opus. Wenn man sich vor Augen führt, dass hier wieder mal Grande Maestro Timbaland seine Finger - beziehungsweise seine Knöpfchen und Regler - im Spiel hat, stehen die Zeichen gut, noch bevor man einen Ton gehört hat.
Mit der ersten Single "We Need A Resolution" steigt auch sogleich der ideale Opener aus einem flächendeckenden, aber nicht überladenen Soundteppich empor. Eine dezent verspielte, orientalisch anmutende Melodie im Hintergrund, verquickt mit den vertrackten und rückwärts geloopten Beats erzeugen eine Exotik, auf der sich aufbauen lässt. In der gleichen Machart führt "Loose Rap" den Faden fort, bevor dann mit "Rock The Boat" erstmals straightere Beats und Breitwandsounds ins Spiel gebracht werden. Schön, wenns so weiter gehen würde. Tut es aber nicht.
"I Care 4 U" macht eine Kehrtwende in schlonzige 08/15-Soul-Gefilde und erinnert eher an R'n'B-Massenware, denn an die Handschrift Timbalands. Wahrscheinlich hat er sich so was wie "Schlaflos in Seattle" in der Glotze angeschaut. Gott sei es gedankt wird dieser Schwachpunkt durch das verdammt geile "Extra Smooth" wieder wett gemacht. Nach dem starken Beginn mit nur einem Ausfall gerät der Hot Rod Aaliyah jedoch etwas ins Schlingern. Unentschlossen schwankend zwischen Schubidu-Chören und knarzendem Synthiegeplucker, kommt Konzeptlosigkeit zum Tragen. Die besagten Chöre hätte man sich sowieso sparen können, denn diese nerven an manchen Stellen doch sehr. Nötig hat Aaliyah diese akustischen Gehhilfen nicht wirklich, überzeugt ihre Stimme alleine doch am besten.
Beispielhaft hierfür ist "I Refuse". Der Song hätte schönes Geschmachte werden können, singt sie hier doch sanft säuselnd über einen klassischen Pianolauf. Im Mittelteil wird jedoch alles orchestral zerhackstückelt, bevor der ganze Schmonz im supernervigen Finale Furioso an die Wand fährt.
Manches Mal wünscht man der Scheibe etwas weniger an produktionstechnischer Ambition zu Gunsten der harmonischen und in sich stimmigen Parts. Statt dessen wird die volle 142765-Spur-Batterie aufgefahren, um einiges Füllmaterial aufzupeppeln. Schade drum.
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