laut.de-Kritik
Die Breisgauer feuern clubtaugliche Beats ab.
Review von Simon LangemannMit Balkan-beeinflussten Acts hat so mancher Musikliebhaber seine Probleme. Obwohl die Kapellen sich meist auf hohem musikalischen Niveau bewegen, zerren die östlichen Melodien und die geballte Ladung an Blasinstrumenten bei vielen Leuten nach kürzester Zeit an den Nerven. Äl Jawala kombinieren ihre virtuos eingesetzten Saxophone mit dicken, basslastigen Beats und gestalten ihren Sound damit um einiges erträglicher.
Häufig dienen elektronisch erzeugte Klänge als Bindeglied zwischen den Holzbläsern und dem Fundament aus Drums und Bass. Dabei fügt die astreine Produktion die Elemente zu einem funktionierenden Gesamtbild zusammen. Mit ihrem blitzsauber abgemischten, modernen Klang setzen sich Äl Jawala bewusst von Zigeunerbands mit ähnlichen musikalischen Einflüssen ab.
Bezüglich Tempo zeigen sich die Freiburger auf "The Ride" sehr variabel. Schnelle und tanzbare Beats ("Gypsy Neighbourhood", "Sima Rommi") beherrschen sie ebenso gut, wie die langsameren Stampfer "Esmerize" und "Backstabbers". Bei Letzterem bleibt Gastsänger Flo Mega, bekannt als Überraschungsact des diesjährigen Bundesvision Song Contests, für seine Verhältnisse leider etwas blass.
Das stark Reggae-beinflusste "Talibanski Dub" markiert mit einem überzeugenden Motiv einen der besten Tracks. Hier beweisen Äl Jawala eindrucksvoll, dass sich ihre östlichen Melodien auch im Dub-Gewand pudelwohl fühlen. Das moderate "Aire Du Jawala" setzt ebenfalls verstärkt auf Halleffekte, hier und da ziehen sich die Saxophone zurück und lassen einem verschrobenen Didgeridoo viel Platz für seine eigentümlichen Klänge.
Die beiden Roman Zaytsev-Features "Druzhno Kaifuj" und "Narodna International" geraten im Vergleich zum modernen Rest der Platte eher traditionell osteuropäisch. Ein simples Schlagzeugmuster und von einem Akkordeon gespielte Offbeats bilden in beiden Fällen die Grundlage für Zaytsevs Reibeisenstimme und die wild vor sich hin dudelnden Bläser.
Mit Ausnahme der drei Gastbeiträge beinhaltet "The Ride" ausschließlich Instrumentalstücke, wodurch die beiden Solo-Saxophone zumeist ins Zentrum des Geschehens rücken. Sowohl Steffi Schimmer am Alt-, als auch Krischan Lukanow am Tenorsaxophon beeindrucken mit technischer Beschlagenheit und großem Tonumfang. Dennoch geraten die ewigen Ausführungen hier und da etwas eintönig, zuweilen wünscht man sich einfach mehr instrumentale Vielfalt. So wirken sowohl die Trompeten-Einlage bei "Druzhno Kaifuj" als auch das Gitarrensolo bei "Gypsy Neighbourhood" angenehm erfrischend.
Bei Äl Jawala handelt es sich ohne Zweifel um äußerst talentierte Musiker. Die Breisgauer feuern clubtaugliche und tanzbare Beats ab, ohne dabei ihre Balkan-Einflüsse aus den Augen zu verlieren. Der ein oder andere Blechbläser würde die Truppe jedoch sehr bereichern und deren Klang um einiges abwechslungsreicher gestalten.
1 Kommentar
eine wunderbar Aussagekräftige Überschrift.