laut.de-Kritik

Sex, Drugs & Lifestyle: Anekdoten von der Straße.

Review von

Typisch amerikanischer Hip Hop? Mitnichten. "Because I Got High" war noch harmlos im Vergleich zu dem, was Joseph Foreman aka Afroman auf seinem Debut-Album abliefert.

Denn er bringt etwas zurück, das Hip Hop vor Jahrzehnten auf der Straße verloren hat. Vielleicht war es das, was die Single "Because I Got High" weltweit an die Spitze der Charts katapultierte: Die Texte strotzen vor Humor, Selbstironie und kindischer Naivität. Welcher ach so tolle Rapper hat heutzutage schon den Mut, über sich selbst zu lachen? Es ist schwierig, ein Grinsen zu unterdrücken, wenn Afroman seine Stories zum Besten gibt. Die drehen sich allerdings nur um drei Dinge: Sex, Drugs & Lifestyle, verpackt in kleinere oder größeren Anekdoten.

So erinnert der Anfang von "Crazy Rap" an einen mittelalterlichen Geschichtenerzähler: "Kommt alle hier zum Mic, ich erzähle euch all die verdammten Witze." Mal was anderes sind die Texte von "Palmdale" und "Mississippi": Es geht um Afromans Heimat, Mississippi, den Ku Klux Klan, Polizeigewalt, seine "neue" Heimat L.A. und sein versautes Leben. Der letzte Track, "The American Dream" ist ein konfuser Mix aus Idealen, Moralvorstellungen und Beschreibungen von gescheiterten Existenzen, wobei nie klar ist, was der Text denn nun eigentlich will. Wahrscheinlich gar nichts.

Musikalisch geht es sogar noch weiter zurück in die Vergangenheit: Old-School-Beats, Bass und Gitarre dominieren das Klangbild, ab und zu aufgepeppt durch Orgel oder Keyboard. Im Vordergrund steht jedoch immer die melodische Stimme von Mr. Foreman, der manchmal fast in den Soul-Bereich abdriftet. Das kommt nicht von ungefähr: "Hush" erzählt von den Gospels, die sein Großvater die ganze Zeit sang.

Eigentlich will das Album ja nichts Böses. Deshalb ist es für einige Zeit auch amüsant, dem zwischen den Upbeats seines Banjos herum singenden Afroman zuzuhören. Ob die Begeisterung aber länger vorhält, ist fraglich. Wer die Platte genießen will, dem seien deshalb zwei Ratschläge mit auf den Weg gegeben:

a.) Nicht ernst nehmen, und
b.) nicht häufiger als 10 Mal hören.

Trackliste

  1. 1. Because I Got High
  2. 2. Crazy Rap
  3. 3. She Won't Let Me Fuck
  4. 4. Hush
  5. 5. Tumbleweed
  6. 6. Let's All Get Drunk
  7. 7. Tall Cans
  8. 8. Palmdale
  9. 9. Mississippi
  10. 10. The American Dream
  11. 11. Because I Got High (Extended)

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