laut.de-Kritik

Vom Glitzerpomp befreite Weihnachtsklassiker.

Review von

Alle Jahre wieder leisten diverse Künstler ihren Beitrag zur musikalischen Untermalung der besinnlichen Tage. Das mit mehr oder weniger bekannten Coverversionen ausgestattete "One More Drifter In The Snow" der amerikanischen Singer/Songwriterin lag bereits 2006 unter den Weihnachtsbäumen und erscheint nun als Re-Release mit neuer Aufmachung und bereichert mit dem feinen Bonustrack "River", der im Original von Joni Mitchell stammt.

Aimee Mann befreit die Songs vom zuckrigen Ballast und Kitsch und verzichtet weitgehend auf pathetische Kinderchöre, Glockengeläut und dick aufgetragene Streicher. Stattdessen setzt sie auf reduzierte Inszenierungen, die die Akustikgitarre, ein Banjo, Steel Gitarre und zarte Keyboardarrangements ins Zentrum rücken.

Ihr melancholischer Blick auf dem Coverartwork spricht Bände, die hässlichen Weihnachtsmänner können ironisch verstanden werden, ebenso der Albumtitel.
Musikalisch verdeutlicht sie die Ambivalenz der segensreichen Zeit, deren familiärem Beisammensein die stets präsente Einsamkeit gegenüber steht.

Es ist bezeichnend, dass sie das Album mit dem Jimmy Webb-Track "Whatever Happened To Christmas" eröffnet, in dem die Protagonistin sich wehmütig an einstige harmonische Festtage erinnert. Eine sentimentale Gitarrenmelodie, weiche Drums und der stets berührende Gesang Manns untermalen die vorherrschende Nachdenklichkeit.

Da zirpt anschließend in "Winter Wonderland" lustvoll eine Hawaii-Gitarre, "White Christmas" intoniert sie ruhig zu dumpfen Percussions und zartem Gitarrenspiel, während das Banjo und das E-Piano "Have Youself A Merry Little Christmas" untermalen. In "God Rest Ye Merry Gentlemen" fügt sich das Glockenspiel als Kontrapunkt wunderbar in die bedrohliche anmutenden Paukenschläge und abgehackten Bläsersätze ein.

Großartig inszeniert sie auch das hörspielartige "You're A Mean One Mr. Grinch", in dem ihr Gesang mit der gruseligen Erzählstimme von Grant-Lee Phillips famos harmoniert. Ergänzt werden diese Klassiker vom schönen "Christmastime", das aus der Feder von Michael Penn stammt oder "Calling On Mary", das Aimee gemeinsam mit dem Produzenten Paul Bryan geschrieben hat.

"And to all the lost souls down below/ Merry Christmas, Merry Christmas/ What's one more drifter in the snow/ Merry Christmas, Merry Christmas", heißt es hier, wobei diese Zeilen einmal mehr offenbaren, dass Glück und Zufriedenheit ohne Traurigkeit und Verzweiflung nicht zu denken sind.

Mit ihren Interpretationen entschlackt Aimee Mann die Weihnachtsklassiker, reißt allen Glitzerpomp von den Bäumen und lässt nur die Strohsterne zurück. Wenn denn Weihnachtlieder das Fest der Liebe bereichern sollen, dann seien diese besinnlich-nachdenklichen, aber nie allzu schwermütigen Weihnachts-Statements empfohlen.

Trackliste

  1. 1. Whatever Happened To Christmas
  2. 2. The Christmas Song (Chestnuts Roasting On An Open Fire)
  3. 3. Christmastime
  4. 4. I'll Be Home For Christmas
  5. 5. You're A Mean One Mr. Grinch
  6. 6. Winter Wonderland
  7. 7. Have Yourself A Merry Little Christmas
  8. 8. God Rest Ye Merry Gentleman
  9. 9. White Christmas
  10. 10. Calling On Mary
  11. 11. River

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