laut.de-Kritik
Starker Grenzgänger zwischen Hip Hop und R'n'B.
Review von Dani FrommAuch eine Strategie: ein Album ohne jegliche Promotion auf den Markt zu werfen. Akons "Trouble" erschien bei uns bereits Anfang Februar. Mitbekommen hat das allerdings kaum jemand. Da sich jetzt nach "Locked Up" die nächste Singleauskopplung "Lonely" ausgerechnet über die Klingeltoncharts in die Gehörgänge zu schrauben beginnt, steigen auch die Verkaufszahlen des Albums. Offenbar Grund genug, ein Vierteljahr nach der Veröffentlichung ein Re-Release anzusetzen. Das verstehe, wer will.
Akon produzierte sämtliche Beats auf "Trouble" selbst und nahm auch das Arrangement der Songs in die eigenen Hände. Eine gute Idee, kann man doch durchweg hören, dass seiner Arbeit ein stabiles Fundament zu Grunde liegt. Akon stammt aus einem hochgradig musikalischen Elternhaus; sein Vater wird als einer der besten Djemba-Spieler weltweit gehandelt, Akon selbst startete seine Musiker-Laufbahn als Percussionist. Das auf diesem Weg erworbene Gefühl für Rhythmus und Melodie springt einem aus jedem einzelnen Track ins Gesicht; was die Beats angeht, liefert "Trouble" ein ausgezeichnetes Beispiel für Abwechslungsreichtum und solide Handarbeit. Dickes Lob für die Produktion!
Akons Stimme ist eine andere Sache; ich könnte mir vorstellen, dass sich an seinem Gesang in doch eher hoher Stimmlage die Geister scheiden. Wer die Tonlage und Akons Art zu singen (und es wird auf "Trouble" wesentlich mehr gesungen als gerappt) schon bei dem allgegenwärtigen "Locked Up" nicht mochte, der wird an dem Album keine rechte Freude haben. Allen anderen sei die Platte wärmstens ans Herz gelegt. Ich war selbst erstaunt, wie viel ich "Locked Up" noch abgewinnen konnte, nachdem es einem bis zur völligen Übersättigung in Klingeltonwerbespots zugemutet wurde. Sieht man darüber hinweg, präsentiert sich eine eingängige Nummer mit nachdenklichem Text; zu dem Schluss, dass ein Gefängnis kein Ponyhof ist, führte Akon die Erfahrung am eigenen Leib. Offensichtlich war das eine schmerzhafte, denn das Thema zieht sich als roter Faden durch das gesamte Album.
So berichtet "Trouble Nobody", ein sehr klar strukturierter Song, der, achtet man nicht auf die Lyrics, ein wenig eintönig wirkt, über die Schwierigkeiten, die sich aus einer kriminellen Vergangenheit ergeben. Wohltuend reflektiert schildert "Ghetto" den Alltag, nicht etwa glorifizierend sondern in all seiner Tristesse, als Zustand, den es zu überwinden, nicht abzufeiern gilt.
Abgefeiert wird allerdings auch: "Bananza" gibt inhaltlich wie musikalisch einen astreinen hands-in-the-air-Party-Track ab, die Instrumentalisierung verrät, dass hier ein erstklassiger Trommler am Werk war. Des weiteren könnte das ausgesprochen funkige "Show Out" auf der Tanzfläche gut funktionieren, und das, obwohl es dafür im Grunde einen Tick zu langsam ist. Mit "When The Time's Right" haben wir endlich den obligatorischen Aufreißersong - in Tateinheit mit dem Beweis, dass Akon wohl rappen kann, auch wenn er das über weite Strecken des Albums nicht tut.
Den absoluten Tiefpunkt, "Pot Of Gold", vergisst man am besten schnell wieder. Über derart viel dada-dodo-dada-dodo-Gesinge tröstet mich auch keine noch so schöne Klaviermelodie hinweg. Aber ich bin gar nicht böse, nein. "Lonely" hat mich vollkommen versöhnt. Meine Nerven, dem altehrwürdigen Bobby Vinton mit krass überhöhter Geschwindigkeit zu einer Heliumstimme zu verhelfen, und darüber dann ein klassisches since-my-girl-left-me-Szenario auszubreiten, das hat Stil und Komik, und macht aus einer Herzschmerznummer einen wahren Knaller.
Zum Schluss bekommen wir "Locked Up" in zwei Remix-Versionen serviert, die beide stärker sind als das Original. Akons Gesang bekommt es gut, wenn er sich einen rappenden Partner zur Seite stellt. Styles P erfüllt diesen Part ausgezeichnet, aber auch Azad erweckt überzeugend den Anschein, als bewege er sich zwischen düsteren Mauern auf vertrautem Terrain.
Insgesamt gesehen liefert Akon mit "Trouble" einen durchaus interessanten Grenzgänger zwischen Hip Hop und R'n'B ab. Stellenweise etwas langatmig, dafür an anderen Punkten erstaunlich originell: Bin gespannt, was aus Akon noch wird. Die Hauptsache: "Stay outta trouble now, son!"
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