laut.de-Kritik
Die Piratenparty geht weiter.
Review von Markus SeibelWo Alestorm draufsteht, ist Alestorm drin – die Zeit der großen Experimente liegt für das Quintett um Christopher Bowes erst mal in der Vergangenheit. Und das ist im Fall von "The Thunderfist Chronicles" durch und durch als Pluspunkt zu verstehen. Eine gute Sache ist zudem, dass die Herren auf melodische Kontrapunkte setzen, um Struktur und Eingängigkeit reinzubringen. Leider packen diese Parts aber immer noch viel zu selten.
Abnutzungserscheinungen stellen sich im Albumverlauf vor allem eher beim Songwriting ein. Zu Beginn fesseln die säbel-rasselnden Riffs und Jagrells schneidige Stimme noch, doch mit zunehmender Spielzeit stellt sich allmählich ein Sättigungseffekt ein, denn ein allzu großes Spektrum an stilistischer und dynamischer Variationen haben die Schotten (abgesehen von "The Storm") nicht zu bieten. Manchmal müssen es einfach acht zünftige Folk Metal-Hiebe mit der schnalzenden Lederpeitsche sein.
Zum Glück sind Nummern wie "Hyperion Omniriff", "Killed To Death By Piracy" (beide mit angenehm rotziger Mittelfingerattitüde) oder das selbstbewusste "Banana" frech genug und gleichen somit die extreme Radiotauglichkeit anderer Stücke ("Frozen Piss 2") aus. Wobei Radio nicht gleich schlecht sein muss, keineswegs. "Goblins Ahoy!" oder das mit Epic-Gewaber auftrumpfende "The Storm" versprühen Disco-Charme, kriegen aber im richtigen Moment die Kurve in Richtung Folk Metal. Gut so! Aber mehr spielerische Ernsthaftigkeit hätte der Band besser gestanden. Dennoch ist "The Thunderfist Chronicles" ein erfrischend überraschendes und rundum gutes Album. Hoffentlich sehen das die Fans der Anfangstage von Alestorm ganz genauso.
Die Platte entwickelt – so oder so - einen gewissen Drive, was an der druckvollen, klaren Produktion liegt. Härteausbrüche tun dem Gesamtbild gut. Die dargebotenen, pointierten Breakdowns bringen neben den Boxen künftig auch die Pits zum Beben. Dennoch ertappt man sich dabei, eine Facette eines Stücks abzufeiern, nur um zwei Lieder später festzustellen, dass einem der gleiche Kniff schon wieder auffällt.
Alles sitzt, alles passt, alles klingt gut und ist ordentlich produziert. Aber, na ja, das gewisse Etwas wird immer noch zu selten herausgestellt. Sechs Jahre nach dem ähnlich soliden "Curse Of The Crystal Coconut" ist das gefühlt natürlich etwas wenig auf der Habenseite. Fans und all jene, die den Gloryhammer-Schrein täglich abstauben, werden dennoch ihre infernalische Freude mit "The Thunderfist Chronicles" haben; dem Rest wird auffallen, dass Alestorm jetzt vielleicht doch ein wenig zu betont in die ritualistische Ecke des Pirate Metal schielen.
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