laut.de-Kritik
Flinker Ringelreihen mit Glockenspiel und digitalem Gebrösel.
Review von Gregory BritschVor ungefähr einem Jahr hat Alex Smoke mit seinem Debütalbum "Incommunicado" auf Soma Records einen nachhaltigen Eindruck im Techno-Zirkel hinterlassen. Dies führte nicht nur zu einer Reihe von cluborientierten Vinyl-Releases beim Berliner Vakant-Label, sondern brachte ihm darüber hinaus auch Remixaufträge u.a. von Mylo, Alex Under oder Soma-Kollege Vector Lovers ein.
Alex Smoke, mit bürgerlichen Nachnahmen Menzies, klang so gar nicht nach euphorisch englischen Clubsounds, was wohl vor allem den kontinentaleuropäischen Minimal-Einflüssen geschuldet war. Während "Incommunicado" vier Jahre in Anspruch nahm, stellte Smoke "Paradolia" innerhalb eines Jahres fertig. Das hat Auswirkungen. Sein Sound hat sich weiterentwickelt, zeigt sich geschlossener, zugleich experimentierfreudiger. Und er verliert den Dancefloor nicht vollständig aus den Augen. Ein Album mit Emotionen, trotz des eher minimalistischen Ansatzes der hier zum Tragen kommt.
Mit einer fast schon greifbaren Deepness, zwischen Melancholie und Melodie wechselnd – ähnlich wie Lawrence, beweist Smoke Sinn für ergreifende Klänge – zuckelt das Album zunächst im gemächlichen Tempo vor sich hin. Es erklimmt dann aber von Track zu Track die nächste Steigerungsstufe an Intensität und Druck, immer auf der Suche nach dem nächsten Kick.
In den Stücken findet dabei ein munteres und vermehrtes, ineinander übergehendes, pulsierendes Wandeln und Morphen der Arrangements statt: Verschiedenste Rhythmen und Grooves, Soundpatterns wie Percussion, Glockenspiel oder digitales Gebrösel, Samples und Melodiebögen spielen einen flinken Ringelreihen. In Szene gesetzt durch DSP, Digital Sound Processing, Smokes bevorzugter Produktionstechnik.
Alles scheint ständig in Bewegung zu sein. Anders als vergleichbare Produzenten, wie Ricardo Villalobos mit seinen subtil verschachtelten Percussions und Polyrhythmen, arrangiert Smoke seine Stücke in einer vergleichsweise nüchternen Art und Weise, die "Paradolia" ohne Frage zu gute kommt.
Gleiches gilt für die einfallsreiche Inszenierung der Vocals, auch wenn sein Gesang bei "Never Want To See You Again" in frappierender Weise an das Schaffen von Matthew Dear erinnert. Bei "Prima Materia" macht sich dagegen dank des Einsatzes prägnanter Celli seine klassische Ausbildung bemerkbar. Während beim heimlichen Hit "Snider" immer wieder das Erbe von Detroit durchschimmert. Alex Smoke ist zweifelsohne einer der erfrischendsten Produzenten dieser Tage.