laut.de-Kritik
Pseudorock-Knallbonbons in dünnflüssiger Schlager-Sauce.
Review von Artur Schulz"Wow ... mein viertes Album ist fertig!!!" freut sich Ex-Superstar und Ex-Musical-Sänger Alexander Klaws im Booklet. Selbstbewusst ist es mit "Was Willst Du Noch?!" betitelt. Schon vielen anfangs belächelten Künstlern gelang es, sich in späterem Karriere-Verlauf zu rehabilitieren, warum dem einstigen Bohlen-Schützling keine Chance geben? Doch mein guter Wille hält nicht lange vor.
Mit Bluesrock-Versatzstücken garniert, startet die Single-Auskopplung "Welt" in den ersten Takten nicht unangenehm. Doch sobald Klaws seine noch immer ausdrucksarme und limitierte Stimme erhebt, haben wohlwollende Vorgaben keine Chance. Und spätestens im Refrain kippt alles rettungslos in sattsam bekannte, dünnflüssige Schlager-Sauce.
"Zu Spät Zu Früh" will eine Sixties-Nummer sein, vermasselt es aber mit üblem Hauruck-Schlagzeug. "Sie Liebt Dich" beginnt mit gezupfter Akustik-Gitarre, und spätestens hier ist es an der Zeit, Text-Auszüge zu präsentieren: "Auf'm Silberteller lag ihr Herz / Du fandest das lächerlich. / Sie hat echt Niveau, ey / Und du begreifst das nicht!" Also echt, ey.
Klaws Lyric-Shop ist ohnehin plakativ bestückt: Da finden sich eine "Zweimal aufgehende Sonne", ein "Masterplan", Erinnerungen an den ersten "Spanien-Urlaub", es winken "süße Geheimnisse", und "killende Blicke" drohen. Der "Rosengarten" blüht, ein Mädel wird als "Hologramm" empfunden, bis Alexander feststellt: "Ich seh' in dir / Die Titanic untergehen".
Marmor, Stein und Eisen bricht in "Das Tut Mir Gut": "Die Herzen sollen sprechen / Alle Mauern brechen". Keine Spur von goutierbarem Schlager-Pop: Stattdessen taumelt das Album mit zunehmender Spieldauer immer tiefer in ausgetretene Plastikballaden-Kitsch-Pfade. So etwa mit den Nummern "Vor Dir" oder "Es Wird Immer Liebe sein". Als Song-Titel-Schmankerl grüßt "Ich Könnte, Wenn Ich Wollte". No Comment.
"Schönes Leben" erschreckt als implodierendes Pseudorock-Knallbonbon, mitsamt abgenudelten Alibi-Gitarren und lang vergessenen Synthie-Effekten aus G.G. Andersons Schlager-Gruft. Mit dem Titeltrack lauert die nächste schludrig gestopfte Song-Socke: Zunächst pluckert ein Hubert Kah-Gedächtnis-Schlagzeug, bevor die üblichen Gitarren-Verdächtigen erneut ihre zahnlosen Kreise ziehen. Erkenntnisse des Kalibers "Ein Leben voll gestopft mit Kram / Doch dein leeres Herz liegt lahm" komplettieren den verheerenden Gesamteindruck.
Das das gesamte Album durchziehende, gravierende Grundproblem dokumentiert besonders der Schlusstitel "Ich Bin Immer Bei Dir" noch einmal nachhaltig: Alexander Klaws verfügt nicht über eine wirklich bewegende, variable Stimme, zwischenzeitliche Musical-Erfahrungen hin oder her. Sein hier dramatisches Falsettieren schlendert gern auch mal ein klein wenig neben dem eigentlichen Ton.
Hübsch und gelungen hingegen fraglos die Booklet-Fotos. In vornehmes, graues Tuch gewandet, präsentiert sich der Sänger auf einem edlen Sofa. Weibliche Fans dürften sich, was Alexanders Blicke angeht, fraglos verzückt zeigen. Besonders von dem zweiseitigen Bild, auf dem ihr Schwarm liegenderweise "Take Me Tonight"-verführerisch ins Kamera-Objektiv schmachtet.
Nach dem üppigen Dutzend an Klaws-Nummern bin ich endlich in der Lage, die eingangs gestellte Frage "Was Wollt Ihr Noch?!" zu beantworten: Einfach anständige Musik in meinem Player. Überraschend, dass mir dabei zunächst ausgerechnet der Song "Das Große Nichts" von Gilbert Bécaud in den Sinn kommt? Aber das hat seine 12 guten Gründe.
75 Kommentare
Dass der noch ein Album rausbringt fehlte noch.. Was will er denn noch? Dass ihn keiner hören will sollte er doch mal bemerkt haben. Warte auf Gegenmeinungen..^^
naja also eine chance hätte ich ihm (oder geb ich ihm) eigentlich auch noch (gegeben).
Wirklich so katastrophal schlecht? schade eigentlich
Super Album. 5 Sterne.
@lolita (« .....grosse künstler umnd kenner haben dieses album als das beste das dieses jahr auf dem markt kam bezeichnet.... »):
quellen?
Quellen?
Ich tippe mal auf
http://www.titanic-magazin.de