laut.de-Kritik
Remix-Scheibe mit einem Herz aus purem Gold.
Review von Gurly SchmidtOb die Welt eine Alphaville-Remix Platte braucht, sei dahin gestellt. Aber Remix ist immer noch besser als "Best Of ...".
Fangen wir, genau wie "Forever Pop" das tut, mit der schlechten Nachricht an: Ein Hieb für den trancigen f.a.f.-Anfangsremix von "Forever Young" und eine kommentarlose Watschn für den letzten Track, Eiffel 65s "Big in Japan". "Big in Japan" gibt's dafür gleich zweimal. Interessanterweise ist keins davon das von den Guano Apes, hat wohl nicht so ins Konzept gepasst und ist auch gut so.
Und nun können wir anfangen, ernsthaft über die Platte zu reden. Eine Platte, die trotz seichter Rahmung ein Herz aus purem Gold besitzt. Alles Stücke aus den Alben "Forever Young", "Afternoons in Utopia" und "The Breathtaking Blue". Alles Hits. Du kennst die Texte genau, kannst jede Melodie auswendig mitsingen, aber bei fast jedem der Songs ist es ein echter Genuss zu hören, wie die fantastische Stimme von Marian Gold die Alte ist und doch neu singt, wie mit heutiger Technik und neuen Ideen einstige Goldstücke zu neuem Glanz poliert werden.
Die meisten Remixe orientieren sich recht nah an den Originalen. Aber die Überraschung bei der Re-Interpretation von Georg Kaleve ist groß, wenn das poppige "Jerusalem" plötzlich mit einer akustischen Gitarre beginnt und in anmutigem Rhythmus grandios nach vorne plätschert, so dass du wirklich scharf nachdenken musst, wie das "Echte" damals geklungen hat. (Ab Minute sechs des letzten Tracks versteckt sich übrigens noch ein "Jerusalem" - auch das ist vom Feinsten...)
Ebenso wunderbar klingt "Summer in Berlin" von Christian Fleps, der es schafft, das Original irgendwie ziemlich original zu lassen, aber winzige Harmonieveränderungen einzuschmuggeln und die einstigen maschinellen Drums und Keyboards in organischere Klänge einzutauschen.
Der genialste Streich ist aber der Saunaclub-Mix von "Jet Set", der funkig-jazzig mit den Fingern schnippt und dich kopfnickend die Repeat-Taste drücken lässt. Yeah.
Die Remix-Idee ist in diesem Fall gekonnt durchdacht und produziert. Und vor allem neu eingesungen. Über manche geschmackliche Tendenzen der Stilrichtung einiger weniger Tracks stolpert man verwundert, aber Reinhören lohnt sich gewaltig!
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