laut.de-Kritik
Die Remixe übertreffen die Originale.
Review von Hannes HußWer sind eigentlich Alt-J im Jahre 2018? Auf jeden Fall nicht mehr die nervösen Math-Rocker/Indie-Folker vom Debüt. Die waren 2017 auf "Relaxer" durch etwas zu angestrengt lässige Dudes ersetzt worden, die auch genau so angestrengt-lässige Musik machten. Nun folgt also "Reduxer" mit elf Remixen von acht "Relaxer"-Songs.
Dabei bleiben von den originalen Songs meistens nur kurze Gitarrenlicks und Beatstrukturen übrig, während die Interpreten den Songs ganz eigene Stempel verpassen. Wenn Ye-Kumpel Pusha T "In Cold Blood" in die Finger bekommt, wird aus der klassischen Slt-J-Nummer herrlich melodischer und zeitgemäßer Hip Hop, der seine Grundlage mehr sampelt als überarbeitet. Wenn sich hingegen Kontra K am selben Song versucht, wirkt das nicht so überzeugend. Seine Kickbase ist treibender, aber ansonsten wirkt es eher, als wären das zwei verschiedene Songs in einem. Der erste Song ist das leicht verfremdete Original, der zweite eben Kontra K. Mutiger wäre es gewesen, den ganze Song als Kontra-Nummer durchzuziehen.
Diesen Mut beweist Jimi Charles Moody bei seiner Version von "Hit Me Like That Snare". Das prägnante Gitarrenriff behält er ganz leise im Hintergrund bei, den hyperaktiven Gesang des Originals pitcht er so weit runter, dass es zu seinem schwergewichtig-hängenden Rap passt.
Noch geiler wird der Song nur, wenn er in die Hände von Rejie Snow fällt. Dieser macht daraus eine herrlich cheesy Easy Listening-Nummer, klaut ihm alle Schroffheit, den Gesang und fügt ihm stattdessen Bläsereinsätze, blubbernde Synthies und eine anschmiegsame Stimme hinzu.
Ein weiteres Highlight ist Danny Browns Version von "Deadcrush". Düsterer Hardcore-Rap, der nur Teile der Alt-J-Version verwendet. Für den Alt-J-Klischeefan in Röhrenjeans und Strickpullover, der niemals etwas anderes außerhalb des Dreiecks-Kosmos gehört hat, durchaus ungewohnt. Aber eine in dieser homöopathischen Dosis gelungene Bereicherung des Hörspektrums.
Aus der Hip Hop-Ecke kommt aber auch einer der Ausfälle des Albums. Little Simz' Version von "3WW" hat keinerlei Mehrwert. Weder in Hinsicht auf die Alt-J Version, noch in Hinsicht auf die herrlich emotionale Version des Franzosen Lomepal. Dieser verleiht dem Track einen höchst melodischen Anstrich mit französischem Rap und einer weicheren Interpretation der Instrumentals.
Dadurch, dass die allermeisten Nummern hier eben so weit von ihren Grundlagen entfernt sind, funktioniert "Reduxer" als eigenständiges Album. Die hier enthaltenen Tracks sind keine B-Seiten zu "Relaxer". Es sind Songs mit den gleichen Grundlagen, nur besser.
2 Kommentare
Remix Alben sind nicht per se scheiße, dieses schon. Wenn ich Rap/HipHop hören will, und diese Anwandlung habe ich selten, dann höre ich ein Rap/HipHop Album und nicht diesen Mist.
Alter Kontra K und alt j? Das ist bisschen viel für mich.