laut.de-Kritik
Das Anajo Unplugged-Album, nur ohne MTV.
Review von Michael SchuhZwei Studioalben, ein Szene-Hit über Privatdetektiv Matula, eine Goethe-Institut-Einladung nach Russland, ein Auftritt bei Stefan Raabs Bundesvision Contest und etliche gefeierte Konzerte, auf denen es mitunter auch zu Stagediving-Szenen kam; die bayerischen Indie-Popper Anajo haben in ihren ersten zehn Jahren Bandgeschichte einiges erlebt. Blieb nur die Frage: Was schenkt man sich zum Jubiläum eigentlich selbst?
Anajo wählten neben der obligatorischen Tour die etwas andere Best Of-Lösung: Ein Orchester-Album, das einen Querschnitt ihrer musikalischen Karriere offeriert und in neuen Farben zeichnet, dabei aber irgendwie gar nicht nach Orchester klingt.
Ein ganz ähnliches Ansinnen also wie beim "Unplugged"-Album der Kollegen Sportfreunde Stiller, deren Kunst verblüffenderweise nach wie vor von ungleich mehr Konsumenten verehrt wird.
In gewisser Weise ist "Anajo Und Das Poporchester" nun das Unplugged-Album der Augsburger geworden, nur eben ohne MTV. Dabei waren stolze 26 weitere Musiker am Resultat beteiligt, allesamt Studierende an der Universität Augsburg bzw. am dortigen Leopold-Mozart-Zentrum.
Sie fügen sich nahtlos, oftmals aber einen Tick zu brav in den typischen, melancholischen Anajo-Sound ein. Auch Gottwald, Schmidt und Nössner variieren die bekannten Melodien nur bedingt, was den Überraschungseffekt etwas verpuffen lässt. Etwas mehr verspielte Ausgelassenheit wie beim tollen Abschluss-Instrumental (!) "Honigmelone" hätte dem Oeuvre gut getan.
Fans müssen natürlich trotzdem zugreifen, denn mit "I don't want to be a Landei" und dem textlich wie musikalisch hervorragend umgesetzten The Cure-Cover "Jungs weinen nicht" legen die Augsburger zwei derbe Non-Album-Tracks obendrauf.
Nicht minder sympathisch wirkt die Größe der Band, auf gleich fünf Songs ihres "Nah Bei Mir"-Debüts zurück zu greifen, anstatt mit der branchenüblichen Verbissenheit das aktuelle Album durchzuprügeln. Wobei es jene Songs nicht weniger verdient hätten. Auf weitere zehn Jahre, Jungs!
1 Kommentar
Ich find's töfte. Tolle Atmosphäre aufgrund von toller Instrumentierung, ausdrucksstarker Gesang, schöne Melodien.
Obwohl ich ja mehr auf Metal stehe, muss ich zugeben, dass die Scheibe schon echt zündet.
In Liebe