laut.de-Kritik
Unglaubliche Powerröhre mit durchschnittlicher Mucke
Review von Alexander CordasGenau zu dem Zeitpunkt, da sich im Musikgeschäft eine kleine Lücke auf tut, sich die etablierten Sirenen nicht gerade mit einer Tonträgerschwemme hervortun und auch eine Whitney Houston nur mit einer drögen "Best Of"-Platte rüber kommt, setzt Anastacia ihren schnuckligen Hintern genau in diese frei gewordene Stelle.
Ich muss mich ob dieser Stimmgewalt doch fragen, wo die Herren Talentscouts die letzten paar Jahre verbracht haben. Wahrscheinlich mit dem Kopf in einer Kloschüssel oder Tomaten auf den Ohren. Wie kann man so ein Gesangstalent unentdeckt lassen?
Die gerade einmal 24 Jahre alte Anastacia variiert ihr Organ den Umständen entsprechend. Wird beim Opener "Not That Kind" noch sexy Funkiness verlangt, geht's bei der ersten Singleauskopplung "I'm Outta Love" mit Verve zur Sache. Diese Stimme ist einfach unglaublich und wer die Dame noch nicht von Videos oder schönen Bildern her kennt, wird kaum glauben, dass hier eine Weiße am Mikro steht. So tiefschwarz kennt man das eigentlich nur von Aretha Franklin und aus längst vergangenen großen Soulzeiten.
Schade, schade, schade nur, dass die Musik nicht den Standard halten kann, den die Powerröhre vorgibt. Zu oft wird in leidige Klischees abgetaucht und auch produktionstechnisch wurde von vorneherein darauf geachtet, alle Ecken und Kanten glatt zu bügeln. "Who's Gonna Stop The Rain" ist da ein gutes Beispiel. Erst wird die akustische Klampfe gezupft, bevor im Hintergrund hauchzart die Streicher ihr Kommando zum Einsatz bekommen.
Strophe - Refrain - Strophe, man kennt das ja. Nichts Außergewöhnliches oder gar Ergreifendes. "Love Is Alive" hält sich da nur unwesentlich besser. Zuerst könnte der Song mit klasse Rhythmus fast begeistern, aber dieser gute erste Eindruck wird mit einem Wischi Waschi-Chorus der plattesten Art wieder zunichte gemacht.
Ausreißer aus diesem Einheitsbrei sind Gott sei Dank auch vorhanden ("Made For Lovin' You", "Yo Trippin'") und sorgen dafür, dass der Gesamteindruck von "Not That Kind" doch eher positiv ausfällt.
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