laut.de-Kritik
Hier kommt der SC Freiburg des Afrobeat.
Review von Sven KabelitzAntibalas sind der SC Freiburg des Afrobeat. Mit "Antibalas" veröffentlichten die sympathischen Amerikaner vor fünf Jahren ihr bisher letztes Album, mit dem sie ihr Saisonziel im Handumdrehen erreichten. Seitdem liefen ihnen die talentierten Musiker reihenweise weg und fanden bei Arcade Fire, The Black Keys, The Roots und Mark Ronson ein neues zu Hause. Ihren Platz auf der überquellenden Bühne nehmen wieder einmal junge, hoffnungsvolle Talente ein. Denn 12 Freunde müsst ihr sein.
Auch wenn der Shortplayer "Where The Gods Are In Peace" es gerade einmal auf fünf Tracks und knappe 36 Minuten schafft und so nur knapp an der Relegation zur EP vorbeischreddert, erreicht die neue Formation auch diesmal schnell den Klassenerhalt. Wieder einmal entwickeln die Erben des großen Fela Kuti in dieser kurzen Zeit eine ungemein entschlossene Kraft.
Den Ende der Sechziger in Nigeria populär gewordenen Afrobeat transferieren Antibalas auch 2017 in das heutige Amerika. Tief in diesem verstecken sie Anleihen an Punk und Hip Hop, erzählen eine Afro-Western-Geschichte über politischen Opportunismus, Gier und Rachsucht. Eine Auseinandersetzung mit der Gegenwart, mit Geschichten aus der Vergangenheit und einem hypnotischen Groove. Denn selbst die bitterste Pille lässt sich leichter schlucken, wenn man dazu tanzen kann.
"Was in unserem Land und auf der ganzen Welt gerade passiert, das sehe ich nicht als Problem, sondern als Chance", sagt der Sänger Amayo. "Wir kämpfen am härtesten, wenn sich Dinge ändern. Unsere Generation hat die einmalige Gelegenheit, das Leben auf für die Generation danach zu verbessern. Wir sind an einem Umkehrpunkt angelangt. Es ist jetzt Zeit für Veränderung."
"Gold Rush" erzählt vom Goldrausch, der mit ihm einher gehenden Ausbeutung, den Landraub und den Verwüstungen und zieht Parallelen zur heutigen Zeit. Das finale "Tombstown" teilt sich letztlich in drei Teile (Obelix!). Klassisch beginnt Amayo seine Erzählung mit den Zeilen "Once upon a time in Tombstown". Marie Daulne, Sängerin der belgischen Weltmusik-Gruppe Zap Mama begleitet Antibalas auf diesem steinigen Weg in eine hoffentlich bessere Zukunft.
Wie in allen Stücken bieten knochentrockenes Schlagzeugspiel und Percussions den Boden, aus dem strahlende Bläser, funkende Gitarren und Orgeln erwachsen. Immer wieder lassen die Tracks den Künstlern Platz zum Ausbrechen. All dies bildet ein grobkörniges Bild, in dessen verlassenen Städten die Tumbleweeds im Wirbelwind des staubigen Antibalas-Grooves tanzen.
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