laut.de-Kritik
Zwar nicht mit Pauken, aber mit pompösen Trompeten.
Review von Anja LindenlaubEin sanft klimperndes Klavier leitet den Opener "Cinderella" des dritten Albums von Aqualung ein. Das Stück steigert sich sofort zu einer großen Hymne, die am Ende zwar nicht mit Pauken, aber mit pompösen Trompeten aufwartet.
Etwas elektronischer geht es in "Pressure Suit" zu, doch verlässt Matt Hales diese Schiene nach der ersten Strophe wieder und der Song gleitet in einen einzigen Refrain über. Das kann ich ihm jedoch nicht übel nehmen, denn wenn er ständig "It's all right / I can't stop loving you" wiederholt, schmilzt mein Herz dahin.
"Glimmer" stimmt mich bereits mit den ersten Gitarrenzupfern traurig, und dann folgt der unglaublich rührende Text: "I kow that I was lost / And I know, that it was too, too hart / And although it isn't much / I give you all I have." Das Stück mutet im Refrain kurzzeitig an, sich ebenfalls so hymnenhaft wie "Cinderella" zu geben, beherrscht sich jedoch vor einem euphorischen Durchbruch.
Unterstützung für seinen musikalischen Output erhielt Hales unter anderem von seiner Frau Kim Oliver, die ihm beim Schreiben der Stücke unter die Arme griff. Sein Bruder Ben half dem Multiinstrumentalisten beim Komponieren und spielte bei den Aufnahmen Gitarre und Bass. Zahlreichen Musikern dankt der Brite in seinem Booklet, darunter auch Alonza Bevan von Kula Shaker.
"The Lake" erinnert sehr stark an die melancholischen Songs auf dem Debütalbum "Ghost" von Radical Face. Das Stück plätschert mit einem Klavier dahin, verstört jedoch mit seiner traurigen Melodie und den echohaften Stimmen im Hintergrund. Hier klingt Stimmwunder Matt fast wie Thom Yorke.
In "Black Hole" erfolgt nach 3:30 min eine kurze Pause, dann wandelt sich das Stück von einem etwas schnelleren Indiesong mit leichten elektronischen Einflüssen in ein Ambient-Elektro-Stück mit härteren E-Gitarren-Riffs. "Garden Of Love" ist ebenfalls zweigeteilt. Der Refrain erinnert stark an U2s "Beautiful Day".
Das Album ist sehr experimentierfreudig und abwechslungsreich gestaltet. Viele Stile werden vermischt, nebeneinander oder einfach hintereinander zusammengebastelt. Das Gesamtpaket ist jedoch kein unkoordiniertes Wirrwarr, sondern wirkt extrem stimmig. Wer sich auf die kommenden kalten Herbstabende freut, hat mit dieser Platte den passenden Soundtrack zum entspannten Einkuscheln gefunden.
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