laut.de-Kritik
Matt Hales schaukelt uns auf einer weichen Wolke.
Review von Vicky ButscherWem nicht schon bei "Brighter Than Sunshine" das Herz schmilzt, dem muss ich absolute Unfähigkeit zur Gefühlsregung attestieren. Denn mit diesem Opener hat Matt Hales aka Aqualung eines der zuckersüßesten, tränenauslösendsten Liebeslieder der letzten Jahre geschaffen.
Stimmlich erinnert das Talent der freundlichen Melancholie ein wenig an Chris Martin, Thom Yorke oder Travis-Sänger Fran Healy. Das liegt vielleicht daran, dass "Left Behind" genau so vom Überfliegeralbum "The Man Who" stammen könnte. Die anderen Songs haben jedoch eine ganz eigene Stilnote. Die eines perfekten Songwriters, fragilen Sängers und einer sanften Persönlichkeit.
Jedes der runden Stücke kreiert eine intensive Stimmung, die sich beim Hören wie eine Luftblase um mich legt. Ich muss aufpassen, dass sie mich nicht zu weit runter drückt. Und doch erzeugt Matt hier keine ausschließlich düstere Stimmung. Die Intensität, mit der er die Lieder begleitet, vor allem auf dem Klavier, drückt Freude an seiner Musik aus. Weit ab von jeder Aufgabe und Depression. Und trotzdem lassen mir die warm-melancholischen Wellen Wasser in die Augen steigen.
Einige Songs verlaufen sich im Mittelteil des Albums leider in der immer selben Stimmung. Das eine oder andere Mal scheint die Scheibe wegzudriften, den Faden zu verlieren. Wenn Matt dann aber in "Take Me Home" "hold me in your arms ... won't you take me home" fleht, sehne ich mich nach wärmenden Armen ... Oder zumindest nach heißer Schokolade zur Erwärmung meines zitternden Gemüts.
Am Ende der Platte möchte man Matt in den Arm nehmen, ihm sagen, dass alles gut ist, auf der weichen Wolke, auf der uns seine Musik geschaukelt hat. Vielleicht würde er antworten: "Es war doch nie schlecht".
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