laut.de-Kritik
Gerade trocken hinter den Ohren, schon großes Death Metal-Kino.
Review von Michael EdeleAls mir auf dem Summer Breeze im Pressezelt abends ein paar Jungspunde gegenüber sitzen, deren Sänger mir allen Ernstes erzählen will, In Flames seien nach wie vor eine großartige Band, war von mir nur ein müdes Lächeln zu holen. An meiner Meinung zu den Schweden hat sich nichts geändert, doch dass mir der Gig der Nachwuchs-Deather Arcturon durch die Lappen gegangen ist, ärgert mich mittlerweile.
Zumindest, wenn sich die Jungs auf der Bühne ähnlich professionell geben, wie auf ihrem Debütalbum "The Eight Thorns Conflict". Von Anfang an geben sich die Schweizer nicht mit Halbgarem zufrieden. Sound, Produktion und Songwriting bewegen sich durch die Bank auf höchstem Niveau. Kein Anzeichen davon, dass man es hier mit Musikern zu tun hat, die gerade mal trocken hinter den Ohren sind.
Arcturon wildern wie in "Numinous Temptation" nur selten in den oberen Geschwindigkeits-Bereichen, aber das ist auch gar nicht notwendig. Immerhin schreibt die Band im mittleren Tempo mit großen Gitarren-Melodien und epischen, gern auch bombastischen Untermalungen von den Keyboards eingängige, harte Songs.
Dabei bewegen sie sich deutlich im Fahrwasser von Dark Tranquillity, lassen aber auch immer wieder Einflüsse von den Landsleuten Samael über die Bugwellen springen. Das hört man beispielsweise beim atmosphärischen "Gryfius" oder den leichten Streicher-Arrangements in "Journey" heraus.
Das Rad erfinden Arcturon keineswegs neu. Sie wollen diesen Anspruch wohl auch gar nicht erheben. Stattdessen gibt es zwölf durchgehend starke Titel im melodischen Death Metal, wobei Fronter Aljosha Gasser glücklicherweise nie den Fehler begeht und versucht, Cleanvocals (von dem kurzen Sprachpart in "The Glorious Passion" abgesehen) im Sound zu etablieren.
Für Melodien sind, wie gesagt, Gitarre und Keys zuständig, wobei nicht nur exzellente Soli, sondern auch ideenreiche Intros wie die orientalischen Melodien in "Theodicy" den Gitarristen Florian Moritz auszeichnen. Am Tasteninstrument sticht vor allem das Klavierintro von "Foolish Lambs" heraus - und eben die Streicher.
Mit "The Eight Thorns Conflict" haben die Schweizer eigentlich alles richtig gemacht und sich die Produktion von Jonas Kjellgren (Hypocrisy, Scar Symmetry) vermutlich auch einiges kosten lassen. Das Ergebnis rechtfertigt den Aufwand aber auf jeden Fall.
3 Kommentare
Vier Punkte - da hat wohl jemand wirlich etwas auf den Ohren oder? Viel zu wenig Varianz im Songaufbau, Unterschied zu anderen schwedischen Death-Metalbands hört man nochmals wo? Jedes Jahr kommen unzählie Release in genau dieser Art raus. Höre überhaupt nicht, was ich nicht schon 100 mal woanders gehört habe. Schön, da steckt kein Label dahinter und jemand hat sich einen Lebenstraum erfüllt. Schön, aber hier geht es um Musik im Kontext der letzten 15 Jahre und da kann ich höchstens schmunzeln. Dennoch bestimmt eine Band, die ich hier im Süden auch sehen werde und bestimmt keine Qualitäten abspreche. Aber leider ist es eben nur ein weitere Band, die ein weiteres austauschbares Album "Metal" auf den Markt geworfen hat.
'the dissenter' ist ganz nett, aber mehr auch nicht. hört sich ziemlich beliebig an. JaDeVin hat wahrscheinlich recht, was ich aufgrund des einen gehörten songs aber nicht beurteilen möchte.
Hm.. ich finds richtig geil das Teil.