laut.de-Kritik

70er-Hommage mit Fun Faktor.

Review von

Der holländische Hightower des Progressive Rock, Arjen Lucassen, nimmt eine Auszeit von den konzeptuell aufgeladenen Klangreisen in ferne Welten, wie er sie mit Ayreon in den vergangenen 25 Jahren perfektioniert hat. Nach dem Grusical "Transitus" und der Star One-Nummern Oper "Revel In Time" besinnt sich der 63-jährige hochgewachsene Multiinstrumentalist auf seine Anfangsjahre, als Musiker wie auch als Musik liebender Mensch.

In den Sechzigern/Siebzigern sozialisiert bildet die Rockmusik dieser Zeit seit jeher das Epizentrum seiner Ausflüge. Doch verzichtet Lucassen in diesem Fall auf moderne Ausschweifungen und verbleibt im klanglichen Korsett der Mark II-Besetzung von Deep Purple.

Erstmal seit den Tagen mit der Hardrock-Formation Vengeance agiert Lucassen im Bandkontext, was bedeutet, dass er seinen Mitstreitern viel Platz einräumt. Da wäre zunächst Haus und Hof-Arrangeuer Jost Van den Broek, der neben seinen Live-Arrangements für die seit Jahren florierenden Live-Erlebnisse von Ayreon ein Standbein als Produzent aufgebaut hat (Epica, Powerwolf) und nun für das Arjen Lucassen's Supersonic Revolution Projekt die Hammond für sich entdeckt und den kleinen (John) Lord mimt.

"Golden Age Of Music" besticht visuell mit einer New Age-Symbolik und Farbgebung. Es fehlen nur die aus unzähligen Kinderzimmern bekannten Einhörner, die über den Regenbogen reiten und vor der Pyramide Glücksgras fressen. Während Van Den Broek die Mechanik seiner Hammond zum Qualmen bringt und für einen unverkennbaren Classic Rock-Bezug steht, sind die Gitarren deutlich Metal-dominiert.

An den sechs Saiten agiert Delain-Gitarrist Timo Somers, der der Generation Blackmore 2.0 um Yngwie Malmsteen und Randy Rhoads verhaftet ist und so flott wie neoklassisch die Skalen bemüht. Lucassen selbst übernimmt den Bass, breitbeinig und bemüht. Er hat in Punkto Sound und Produktion seine Signature-Elemente und Tools im Einsatz.

Das Resultat lehnt sich musikalisch an "Into The Electric Castle" an mit dem Spaßfaktor von "Lost In The New Real". Der Songtitel "Came To Mock, Stayed To Rock" ist Programm.

Der Star der Platte ist der aktuelle Praying Mantis-Frontmann Jaycee Cuijpers, der am Mikro eine verdammt gute Figur abgibt, gesanglich wie optisch. Den Ton für "Golden Age Of Music" setzt der Opener "The Glamattack" mit den paradigmatischen Lyrics im Refrain: "Hairspray and make up, satin and gold, Platform heels and you're good to go, Outfits of silver, outshine the sun, The glamattack is on". Die textliche Tiefe hält sich in Grenzen. Dafür führt Gott Jokus bisweilen den Stift, was dem Fun-Faktor zuträglich ist.

An die Klangreisen der Siebziger der Marke "Stargazer" angelehnt klingt das ausufernde "Odyssee". "Burn It Down" gelingt zupackend, geradezu metallisch geht die Gruppe bei "Rise Of The Starman" zu Werke, während die psychedelische Seite in "Golden Boy" zum tragen kommt.

Bei den obligatorischen Cover-Versionen zeigt das Quintett Geschmack und Genre-Kenntnis. "Love Is All" von Dio hätte man in der Form nicht erwartet. Daneben klöppelt die Band einen Track von ZZ Top ("Heard It On The X"), der auch die Initialzündung zum Projekt gewesen ist, sowie Songs von T.Rex ("Children Of The Revolution") oder Earth, Wind & Fire ("Fantasy") ein. Allen Stücken zu eigen ist der Schrei nach der Bühne. Da Lucassen sein Lampenfieber seid einigen Jahren im Griff hat, hoffen wir künftig auf reichlich Gelegenheit, in Spandex und High Heels den Twist zu tanzen.

Trackliste

  1. 1. Sr Prelude
  2. 2. The Glamattack
  3. 3. Golden Age Of Music
  4. 4. The Rise Of The Starman
  5. 5. Burn It Down
  6. 6. Odyssey
  7. 7. They Took Us By Storm
  8. 8. Golden Boy
  9. 9. Holy Holy Ground
  10. 10. Fight Of The Century
  11. 11. Came To Mock, Stayed To Rock
  12. 12. Children Of The Revolution
  13. 13. Heard It On The X
  14. 14. Fantasy
  15. 15. Love Is All

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