laut.de-Kritik

Poptechnischer Konservatismus auf ganzer Linie.

Review von

Ich mag Liz Mclarnon. Das ist die rechte von den dreien. Mit ihrem Schlafzimmerblick hat's sie es mir besonders angetan. Sie guckt immer so süß aus der Wäsche, als ob ihr gerade irgendjemand mit dem Vorschlaghammer eins über die Rübe gezogen hätte. Wir alle lieben ja solche Trällernummern wie "Whole Again" oder die gefällige Interpretation von "Eternal Flame", auch wenn es keiner zugeben mag. Deshalb darf ein neues Album der drei Miezen auch gespannt erwartet werden.

Erschreckende Einfallslosigkeit offenbaren die Liverpoolerinnen jedoch schon bei der Auswahl des Openers, der auch gleichzeitig in einem Anfall von mangelnder Kreativität als Plattentitel herhalten muss. "Ladies Night", der Kool & The Gang-Kracher aus dem Jahre 1979, stampft sogleich in einer langweiligen eins zu eins Kopie los. Den derzeit scheinbar hoch angesagten Disco-Sound nehmen sie denn auch gleich mit hinüber in die zweite Nummer "Be With You", ohne wirklich zu überzeugen. Glatt und mit typischem dreistimmigem Gesang im Refrain, pauken sie die Pop-Standards herunter. Die Vorab-Single "If You Come To Me" macht den schlechten Start etwas wett und erinnert nicht nur vom Tempo her an längst vergangene "Whole Again"-Zeiten, ohne jedoch besonders originell zu wirken.

Hier liegt die Krux des Albums. Es reicht einfach nicht aus, drei Schnuckels ins Mikro singen zu lassen, die Songs sollten dem optischen Erscheinungsbild mindestens ebenbürtig sein. Dem ist aber leider nicht so. Liz, Tash und Jenny scheinen mit dem bereits Erreichten zufrieden zu sein. Ihr poptechnischer Konservatismus drückt sich auf ganzer Linie auch in den Liedern aus. Dabei sind Fans und die, die es potentiell werden könnten, durchaus bereit, Veränderungen mitzutragen. Dass sich beim Atomic Kitten-Geträller nirgends der Eindruck aufdrängt, neue Wege gehen zu wollen, ist ein schwerwiegender Minuspunkt. Eine Ausnahme vom schlechten Durschnitt stellt zwar die zarte Piano-Ballade "Someone Like Me" dar, aber eine gelungene Schnulze rettet nur sehr selten ein ganzes Album.

Zwar hatten die Kittens bei mehr Nummern als zuvor ihre Finger im Spiel, jedoch fehlt der Wiedererkennungswert, der ihre alten Lieder auszeichnet. Das schleppend langweilige "Nothing In The World" und das besonders grauselige "Don't You Know" sind Auswüchse, die nicht einmal durchschnittliche und tumb-teutonische Popstars der Marke Overground oder Preluders singen müssen, und das will etwas heißen. Ne Kittens, das war alles schon einmal besser geschrieben, performt und präsentiert. Mit "Ladies Night" habt ihr euch keinen Gefallen getan.

Trackliste

  1. 1. Ladies Night
  2. 2. Be With You
  3. 3. Don't go Breaking My Heart
  4. 4. If You Come To Me
  5. 5. Believer
  6. 6. Everything Goes Around
  7. 7. Somebody Like You
  8. 8. Nothing In The World
  9. 9. Always Be My Baby
  10. 10. I Won't Be There
  11. 11. Never Get Over You
  12. 12. Don't You Know
  13. 13. Loving You
  14. 14. Don't Let Me Down
  15. 15. Someone Like Me

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