laut.de-Kritik

Die Melodien der Further kriegt man nicht mehr aus dem Ohr.

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Ach, das sind Mando Diao. - Eiskalt. Doch die Babyshambles? - Kalt. Oasis? - Wärmer, aber trotzdem: Nö. Das sind Atomic aus Furth im bayerischen Wald. Wo normalerweise Drachen auf offener Straße erlegt werden, die Teenies zum Feiern ins Brauhaus gehen und jeder zum Tanken in die Tschechische Republik fährt, lassen sich fünf Jungs seit gut sieben Jahren Koteletten stehen und rebellieren gegen urbayerische Volksmusik.

Ich bin mir fast sicher, kämen sie wirklich aus Manchester, so hätte man sie bis heute überhört. Sie dürfen sich aber vollkommen legitim - dem Himmel sei Dank- als Hinterwäldler bezeichnen (auch wenn man statt Furth i. Wald inzwischen doch lieber München als Heimatort angibt). Und dann sieht die Sache natürlich anders aus. Dann heißt es auf einmal "ganz schön trendy, dafür dass ..." und "ganz schön geiler Rock'n'Roll, dafür dass ...".

Klar: Die Melodien kriegt man nicht mehr aus dem Ohr. Ein Freund meinte: "Unglaublich, dass Oasis aus drei Akkorden so hammermäßige Songs bauen." Das gilt auch für Atomic: Ihre Harmonielehre-Hausaufgaben haben sie brav gemacht, der C-Amoll-G-Reigen gelingt ihnen mühelos. Und ist leider auch so wunderbar eingängig und effektiv wie langweilig.

"Soulsister, I want her more than I miss her", "Oh Suzanne I know you can", "I ain't fucking 'bout shit no more. There's something here that I love much more." Der letzte Endreim war ja zugegebenermaßen schon recht kess. Trotzdem: Da geht noch mehr. Wo ist denn da die Story, Morning Glory?

Bei Frontman Rainer besteht kein Zweifel, dass hier jemand mit "Definitely Maybe" im Karaoke-Kinder-Kassettenrekorder singen gelernt hat. Gepaart mit der Marschel-"I'm the next Gallagher"-Singstimme führt das Inselrock-Patchwork Marke Atomic deshalb recht bald zu folgender Frage: Ist das hier noch "inspired by Britpop" oder doch schon Oasis-Plagiat?

Insgesamt ein ganz nettes Album, aber da fehlt der letzte Schliff, das gewisse Etwas, der Tick von Individualität. Oder einfach ein paar handfeste Skandale, um das Rock'n'Roll-Image etwas aufzupolieren. Kleiner Tipp: Für den Anfang tut's auch, einmal ein Konzert komplett mit dem Rücken zum Publikum zu spielen. Es hat schließlich jeder mal klein angefangen.

Trackliste

  1. 1. Get Yer Freak On!
  2. 2. Soul Sister
  3. 3. Magic Daydream
  4. 4. Oh Suzanne
  5. 5. Something Wonderful
  6. 6. Face In Heaven
  7. 7. I'm A Man
  8. 8. She's The One
  9. 9. I Just Wanna Dance With You Tonight
  10. 10. The Good Souls
  11. 11. (It's You) To Make It Happen
  12. 12. High & Fall

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