laut.de-Kritik

Grau ist manchmal die schönste Farbe.

Review von

A Tenderversion Recording, Schrittmacher im nordischen Postrock, fluten seit Monaten die Redaktionstische. Mit übersichtlichen sieben Acts im Rooster (SDNMT, Scraps Of Tape, September Malevolence), lassen uns die Göteborger den zweiten Genre-Frühling erleben. Ohne Laut-Leise-Klischee oder übertriebenes Pathos.

Mit dem Zweitwerk von Audrey geht Kraftschöpfen besonders gut. Dessen Slowcore-Kompositionen werden von einer tiefen, wohltuenden Traurigkeit getragen. Ein Mäandern durch Doublepicking-Gelage oder vergleichbare Stereotype brauchten die Arrangements der Schwedinnen schließlich noch nie.

Schon Vorläufer "Visible Forms" verschrieb sich einem gebremsten Minimalismus. Allein die zurückgenommenen Stimmen von Rebecka, Anna, Victoria und Cellistin Emelie waren es, die depressiven Äußerungen wie "Treacherous Art" eine grenzenweitende Patina verpassten.

Für den Nachfolger haben die Kammermusikantinnen nun den Stoizismus weiter ausgebaut. Ihr Meridian liegt wieder im Elfenbeinturm der Intimitäten. Wie Chinaporzellan trägt das Quartett seine Introspektiven durch Geisterstädte.

Hier zerbrechen laufend Beziehungen, Sehnsüchte bleiben unerfüllt, muss sich der eigenen Lebendigkeit vergewissert werden. Diesen romantic exorcism pendelt die Band jetzt präziser aus, er klingt noch melancholischer als neulich.

Gleichzeitig hält das Schlagzeug neuerdings den Fluss, was die schüttere Traumhaftigkeit der Stücke spürbar beschleunigt. Insgesamt haben Audrey aber nichts an Desolation eingebüßt und demonstrieren, dass Grau manchmal eben doch die schönste Farbe ist. Sogar im Frühling.

Trackliste

  1. 1. Big Ships
  2. 2. Carving And Searching
  3. 3. Horses Are Honest
  4. 4. The Sliver
  5. 5. Bleak
  6. 6. Rats
  7. 7. Black Hearts
  8. 8. Next Left
  9. 9. Northern Lights
  10. 10. Dalälven
  11. 11. Pocket Arms

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