laut.de-Kritik
Da weiß man, wo der Fleischer sein Beil hinhängt.
Review von Olaf SchmidtSind die Cover bei Autopsy eigentlich absichtlich so hässlich oder spricht daraus einfach nur miserabler Geschmack? Was sich bei dieser Kapelle seit über zwanzig Jahren dem tränenden Auge darbietet, spottet jeder Beschreibung. Auch "The Headless Ritual" hat wieder jemand zusammengestümpert, der keinerlei Gespür für Ästhetik oder Stil besitzt.
Aber Konstanten können ja auch etwas Schönes sein. Auf der musikalischen Seite bleiben Autopsy nämlich gleichfalls hartnäckig und beratungsresistent. Gut so. Schon das Reunion-Album "Macabre Eternal" zeigte die Band in bestechender Form, "The Headless Ritual" schließt nahtlos daran an.
Natürlich darf man nicht das räudige Gehacke von Frühwerken wie "Severed Survival" erwarten, die Bandmitglieder sind schließlich keine 20 mehr. Dennoch hat sich am Sound der Combo seit damals nichts Gravierendes geändert.
Wenn der Opener "Slaughter At Beast House" verklungen ist, weiß man, wo der Schlachter das Beil hinhängt und die Reise in der nächsten Dreiviertelstunde hingehen wird: Death Metal alter Schule, gemischt mit einer anständigen Portion Doom, meist innerhalb derselben Songs. Auch Punk-Einflüsse lassen sich heraushören. Diese Mixtur haben Autopsy erfunden, das machen sie so gut wie sonst kaum jemand da draußen. Manche Legenden haben ihren Status tatsächlich zurecht inne.
"Arch Cadaver" beispielsweise springt mühelos zwischen den Genres hin und her. Nach einem Beginn, der kaum zähflüssiger und doomiger ausfallen könnte, wechselt die Nummer in einen schnellen Teil mit lupenreinem Punkriff. Andere Tracks wie "Running From The Goathead" hingegen sind die reine Death Metal-Lehre. Schon alleine der Titel - herrlich!
Was die Band um Mastermind Chris Reifert immer schon gut beherrscht hat, zeigt sie auch auf dem neuen Album: Atmosphäre erschaffen. Der abschließende, rein instrumentelle, Titelsong liefert ein Paradebeispiel. Aber auch die Psycho-trifft-Halloween-Stimmung am Anfang von "Coffin Crawlers" steht dafür Pate, oder das schöne Tapping-Solo in "She Is A Funeral".
Ein ganz dickes Lob verdient Adam Munoz für die Produktion: Dreckig und sauber zugleich tönt das Album, und bleibt dabei stets organisch. So klingt ein Schlagzeug - und nicht wie auf den zahllosen klinischen Triggerfesten, die anderenorts im Metalbereich hergestellt werden. Es dürfte dies auch die erste Metalproduktion seit langem sein, die sich nicht am Loudness War beteiligen möchte.
Werfen wir einen Blick auf die Texte. Dem Rezensionsexemplar lag leider kein Textblatt bei, aber ein paar Brocken kann man auch so verstehen: Horror und Gemetzel in allen Varianten beherrschen wie immer das Bild, auch da ändert sich bei Autopsy nix. Vermutlich hat sich Reifert erneut an den Stammtisch der kalifornischen Metzger-Innung gesetzt und eine Weile zugehört. Dazu noch schnell die letzten gesehenen Splatter-Filme rekapituliert - zack, Texte fertig.
Es spielt eh keine Rolle, denn was der Mann mit seiner Stimme anstellt, wäre auch ohne Worte faszinierend. Er schreit, grunzt, röchelt, röhrt, knödelt und erzeugt Geräusche, für die noch keine Bezeichnungen erfunden worden sind. Sein Gegurgel am Anfang von "When Hammer Meets Bone" kann er an AMC verkaufen, das können die bei der nächsten Staffel von "The Walking Dead" sicher gut gebrauchen.
8 Kommentare
Das ist typisch Autopsy. Totaler künstlerischer Stillstand, kübelweise Dreck im Sound und Texte jenseits der BrechKotzgrenze. Diese Band muss man einfach lieben.
Zum Thema Coverartwork kann ich sagen dass sie abgebaut haben. Severed Survival ist super und das cover von "Shitfun" ist einfach nur ein Ekelklassiker, einfach nur ein Mund der genüsslich an einem Stück Scheisse lutscht.
Miese Artwork, lächerliche Texte- und/aber gerade deswegen so geil! Immer her damit !
das cover von "shitfun" google ich dann lieber mal nicht, was?
@JaDeVin (« Lächerliche Außenverpackung, netter Kern, aber leider auch null Entwickllung. Passt eben nicht nur musikalisch zu Metal »):
Dein ständiges "die entwickeln sich alle nicht weiter"-Geschreibsel ist im Kern auch so viel anders als "Die sind überhaupt nicht trve". Auch du bist der Stereotyp eines Metalheads. Die Sorte, die mit dem gesellschaftlichen Bild des Metalheads unzufrieden ist und sich immer ein Stück aufgeklärter und progressiver geben will als der Rest. Reines Distinktionsgehabe und damit genau das, was subkulturelles Leben ausmacht.
Richtig, nur dass die "wir sind so trve"-Leute geistig eben stehen geblieben sind (so um die Pubertät). Man sollt mit der Zeit gehen. Wer seit 20 Jahren sich jedes Jahr dasselbe eintönige Geknüppel kauft, schaut sich wohl auch noch immer seit Jahren Sendungen wie "Barbara Salesch" an (und hat seine Freude daran).
Er schreit, grunzt, röchelt, röhrt, knödelt .... hihihihi
Aber nun gut tut was es soll - für gewisse Stunden genau das Richtige! ... und über unseren JaDeVin reg ich mich schon lang nicht mehr auf... einer muß ja den Finger in die Wunde legen ....