laut.de-Kritik

Heavy Metal-Romantik für die Working Class.

Review von

Nach 20 Jahren melodischem Heavy Metal ist es fast unmöglich, die eigenen Fans noch zu überaschen. Deshalb schreibt "Circle Of The Oath" die Geschichte des Genres nicht neu, sondern führt sie in traditioneller Weise fort.

Um als 80er Jahre Mähnen-Fetischist auf seine Kosten zu kommen, braucht es einen originaltreuen Gitarrensound und einen Sänger der ordentlich Eier in der Hose hat. So wie Frontmann Johnny Gioeli, der im Stile von Judas Priest fliegende Adler besingt und böse Geister vertreibt.

Um der Meute ordentlich einzuheizen, dürfen natürlich nicht alle Karten mit dem ersten gespielten Ton auf den Tisch gelegt werden. Ein hymnisches Intro öffnet die Pforten ins Reich der Freiheit. "Ghost In The Black" und "Run With The Wind" nehmen uns mit auf den Kreuzzug der Kuttenträger. Die Gitarre von Axel zündet den Motor, tritt bei hymnischen Textzeilen wie "We'll fight for glory till the very end" kurzzeitig in den Hintergrund, bevor seine Riffs wieder an geeigneter Stelle dominieren.

Auch Titel wie "Before I Die", "Fortunes Of War" und "Hold On To Your Dreams" eignen sich für den Sonntagnachmittags-Ausflug mit dem Motorrad. Die Gitarrenriffs tragen zu Geschwindigkeit und quietschenden Reifen bei, ohne dabei grandiose Soli zu vernachlässigen. Schließlich ist der Gitarrist hauptverantwortlich für das Songwriting und gewährt seinem Lieblingsinstrument den nötigen Raum.

Damit niemand Axel Rudi Pell als stereotypes Wesen abstempelt, lässt die Formation ihren Gefühlen in "Bevor I Die" freien Lauf. Obwohl etwa die Zeile I Was Born To Love You sehr stark an Kiss' "I Was Made For Loving You" erinnert, gehört der Song zu den absoluten Highlights. Der Refrain verlangt danach, seinen Partner fest in den Arm zu nehmen, nachdem man acht Stunden von der Arbeit geplagt wurde. Das ist Heavy Metal-Romantik für die Working Class.

Während die schnelleren Songs zügig ihre musikalische Pracht entfalten, nehmen die ruhigeren Titel mehr Zeit in Anspruch. Dafür kommt dann in "Lived Our Lives Before" oder "Circle Of The Oath" die Akustik-Gitarre zum Einsatz und die Gesangslage vertieft sich an manchen Stellen um mehrere Oktaven. Beides zusammen macht "Circle Of The Oath" zu einem weiteren gelungenen und abwechslungsreichen Axel Rudi Pell-Album.

Trackliste

  1. 1. The Guillotine Suite (intro)
  2. 2. Ghost In The Black
  3. 3. Run With The Wind
  4. 4. Before I Die
  5. 5. Circle Of The Oath
  6. 6. Fortunes Of War
  7. 7. Bridges To Nowhere
  8. 8. Lived Our Lives Before
  9. 9. Hold On To Your Dreams
  10. 10. World Of Confusion (The Masquerade Ball Pt.II)

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