laut.de-Kritik
Zwischen Culcha Candela und Jack Johnson.
Review von Dani Fromm"Ich" mag "Ein Anderer" sein - für mich ist und bleibt Axl Makana mindestens solange der Frontmann seiner vor Jahren aufgelösten Band, wie er "selten bis gar nicht gespielte Mutabor-Songs" im Gepäck führt. Daran findet sich schließlich nichts Ehrenrühriges, marodierte die Truppe doch wie kaum eine zweite durch die Genrelandschaft.
Diese Hemmungslosigkeit hat sich Axl Makana für sein Solo-Debüt bewahrt. Der Punk-Anteil tritt musikalisch zwar deutlich in den Hintergrund, besteht aber in Sichtweisen und Lebenseinstellungen fort. In Zusammenarbeit mit Kraans de Lutin, der in der Vergangenheit bereits für Martin Jondo oder Culcha Candela tätig war, setzt Axl statt dessen auf basslastigen Dub-Reggae. Der schüttelt weiche Soundpolster auf, in die man sich getrost fallen lassen darf.
Dazu gesellt sich mit gerne und oft strapazierter Gitarre eine Singer/Songwriter-Akustik, die nicht nur am "Strand" Jack Johnson-mäßige Lagerfeuerstimmung aufkommen lässt. Ein Axl Makana verharrt allerdings nicht in der Pfadfinderromantik, sondern zieht umgehend weiter in die Strandbar, in der der Bossa Nova regiert.
Souvenirs seiner zahlreichen Reisen finden sich, wohin man schaut. Neben karibischer Lebensfreude und südamerikanischem Feuer, beispielsweise in der bunt und fröhlich neu arrangierten Mutabor-Nummer "On The Run", ertönen auch orientalische Klänge ("Mach Was Du Denkst"), wird besinnliche Selbstreflektion betrieben ("Was Ist Los") und natürlich drückt Mama Afrika nicht nur dem Einstiegstrack ihren Stempel auf: "Welcome To Makana".
Recht schnell steht fest: Axl stellt mit leicht näselndem, gerne ins Leiernde abrutschenden Gesang keinesfalls den größten Sänger unter der Sonne dar. Doch das schadet nur unwesentlich. Wer die Selbstironie gleich mit in den Ring wirft, den servierten Lebensweisheiten mit einem Augenzwinkern die Moralinsäure nimmt und eine Bugwelle aus hörbar guter Laune vor sich her schiebt, dem verzeihe ich sogar den üblen Das-Dass-Bock in "Das Es Möglich Ist".
"Es ist leichter, über sich selbst zu lachen, als immer wieder alles richtig zu machen" - und es macht um Größenordnungen mehr Spaß. Entspannt freut sich Makana selbst durch schwer in Worte fassbare hormonelle Verwirrungen ("Was Ist Liebe"), liefert in "Oh Wo" zur E-Gitarre die coolste Hookline von allen ab und packt in "Schicksal", das von klimperndem Stummfilmpiano eingeleitet wird, letzten Endes doch noch den prügelnden Ska-Wahnsinn aus.
Amüsant, abwechslungsreich und beherrscht von einem Bass, der stets meilenweit entfernt von jeglicher Schwachbrüstigkeit groovt wie Sau, kann sich Axl Makanas erster Alleingang durchaus sehen lassen. Wobei: zumindest teilweise rekrutiert sich sein amtierendes Ohrkesta aus alten Mutabor-Recken. Ganz ohne vertraute Rückendeckung steht er also nicht da.
Noch keine Kommentare