laut.de-Kritik
Ein perfektes Popalbum mit humorvollen Texten.
Review von Anja LindenlaubWieder einmal ist ein Musiker vom Himmel gefallen, der hier auf Erden seine Bestimmung gefunden hat. Der Ausnahmekünstler B.C. Camplight alias Brian Christinzio schreibt und arrangiert alle seine Sachen selbst und beinahe jedes der Instrumente spielt er eigenhändig ein.
Den Einstieg in das wunderschön abwechslungsreiche Indiepopalbum bestreitet "Suffer For Two": Ein fröhliches Klavierspiel lässt mit seinem einnehmenden Rhythmus den Kopf im Takt hin und her wackeln. Die beschwingte Melodie spiegelt das textliche Thema Leiden in einer Beziehung nicht unbedingt wider. Brian Christinzio versteht es, Ironie und Ernst miteinander zu vermischen.
Übergangslos startet "Lord, I've Been On Fire". B.C. Camplights Stimme erinnert in diesem Stück sehr stark an einen frühen Paul McCartney und auch die Melodien rufen das Werk der Beatles ins Gedächtnis zurück. Der Track endet mit einem herzhaften Lachen des Sängers und dem Wort ridicolus, das erneut den humorvollen Charakter des Künstlers zum Vorschein bringt.
"Werewolf Waltz" ist das einzige Instrumental. Wenn man bedenkt, dass der Künstler mit dem unverkennbaren Hut alles selbst komponiert und arrangiert hat, muss man ihm einen beeindruckenden Musikverstand zusprechen. Das Zusammenspiel von Geigen, Klavier, Schlagzeug Glockenspiel und gedämpfter Trompete entführt die Gedanken in eine kalte Winternacht, der Vollmond erhellt die Landschaft und ein Werwolf heult mit zurückgelegtem Kopf den leuchtenden Himmelskörper an.
"Soy Tonto!" vermischt die unterschiedlichsten Musikstile: man nehme eine Hand voll chilligen Salsa und etwas Ska, verquirlt die Mixtur mit einer wunderschönen Melodie und spicke es mit gedämpften Trompeten und einer Messerspitze Glockenspiel. Das Ergebnis kann sich hören lassen.
Bin ich bei einer Kaffeefahrt gelandet? Den Einstieg zu "The 22 Skidoo" bestreitet eine Melodie, die sich anhört, als hätte eine Einmann-Band den Knopf für die vorgefertigten Sounds des Keyboards gedrückt. Doch auch solche Töne können - in die richtige Umgebung eingebettet - sehr songdienlich sein.
"Officer Down" erweckt den Anschein, bereits einige Jahre auf dem Buckel zu haben, klingt das Stück doch wie eine musikalische Hommage an den 70er Jahre-Schmusesong. Ein fulminantes Intro, bestehend aus einem Frauenchor und einer im Hintergrund wurstelnden Big Band, leitet den im weiteren Verlauf etwas ruhigeren und swingenden Track ein. Beim Acapella "I've Got A Bad Cold" sehe ich mehrere junge Männer im Frack vor mir, die stark an die Comedian Harmonists erinnern. Textlich springt der Text zwischen Ironie und Ernst hin und her: "I got a bad cold - a bad cold heart - and a soul with a runny nose".
Dem jungen Künstler gelingt mit seinem zweiten Album das, was er sich mit einer großen Portion Selbstbewusstsein einmal vorgenommen hat: Ein perfektes Popalbum aus dem Boden zu stampfen. Die verschiedenen Musikstile, das Zusammenspiel der Instrumente mit seiner Stimme und die einfallsreichen Texte verschmelzen zu einem großartigen Gesamtkunstwerk.