laut.de-Kritik
Wenn Bärchen älter werden.
Review von Kerstin KratochwillMit "Die Rückkehr des Bumm!" liefern Bärchen und die Milchbubis zumindest den Albumtitel des Jahres ab, doch die Songs auf dem Comeback der Underground-Band der frühen Achtziger halten da leider nicht mit. Ihr Debüt "Und Dann Macht Es Bumm" steckte voller schnoddriger Punk-Hymnen mit schönen Popmelodien, die Texte zwischen Dada und Gesellschaftskritik samt Bandnamem, der dem damaligen Machotum in der Szene den Stinkefinger zeigt, brachten Frische in die deutschsprachige Musik – es machte einfach Bumm!
Bei der Rückkehr der Band schleppt sich der Opener namens "Bettwanzenalarm" jedoch monoton schrammelnd vor sich hin, alarmiert und aufregend klingt anders. Und auch "Fett" klaut höchstens fett bei Schlagerklischees und dem "Go West"-Refrain: Der Text ein trotziges Beharren auf den Spaß am frittierten Essen, ein Song, der gleichermaßen Alt-Punks und Saufschlager-Fans begeistern wird.
Das Thema Älterwerden (vor allem als Frau) ist denn auch das Motto des Albums: Zuweilen ist das cool und clever abgehandelt – schließlich gibt es nun mehr Zeit, kein Stress mit PMS. Und der alte Bärchen-Hit "Ich Will Nicht Älter Werden" wird einfach in die Zeilen "Ich bin alt und ich darf alles – rauchen, saufen, alles: Ich bin alt!" umgedeutet.
Das sind die tollen Momente des Albums, genauso wie die nachdenklichen, in denen die Bärchen das unvermeidliche Dahinsiechen des Körpers reflektieren, um das dann wieder mit Humor und Liebe aufzufangen. Wenn nur die Musik unter diesen Texten halt nicht so bräsig wäre und vor sich hinschunkelt wie ein Schaukelstuhl vor dem Altersheim.
Die Party im SeniorInnen-Stift lassen sie sich trotzdem nicht kaputt machen, als Featuregäste machen Hans-A-Plast-Sängerin Annette Benjamin oder Doktor Renz von Fettes Brot bei dem Comeback mit, das nach mehr als vier Jahrzehnten Pause – vorbereitet von der 2021 erschienenen Compilation "Endlich komplett betrunken" – trotzdem Spaß macht.
Selbstkritik und Selbstironie ("Alles Falsch"), Feminismus und Freiheit ("Mansplainer") und Hommage und Hymnenseligkeit ("Blondie") in den Tracks wirken letztendlich wie eine große Umarmung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Jugend und Alten, ihnen schmeißen Bärchen und die Milchbubis eine launige Lokalrunde, na denn Prost!
1 Kommentar
ich fühl die Band nicht mehr