laut.de-Kritik
Als würden Beck und die Bee Gees eine Grillparty schmeißen.
Review von Kerstin Kratochwill"You give me fever": Einen Song "Fever" zu nennen, birgt immer noch die Gefahr auf denselben Evergreen hinzuweisen, doch Balthazars fiebriger Beginn des gleichnamigen Albums spielt sich sofort frei von sämtlichen Vorurteilen und Klischees: Statt Hitze setzen die Belgier auf ein Köcheln oder Brodeln.
Mit einer infektiösen Mischung aus Indie-Discofunk und R'n'B sind auf dem vierten Album der Band vor allem entspannt groovige Tracks versammelt, auf denen starke Basslines und coole Vocals dominieren. Nach den Soloprojekten von Maarten Devoldere alias Warhaus, Jinte Deprez als J. Bernardt sowie Bassist Simon Casier unter dem Namen Zimmerman, ist deren Art-Jazz- und Blues-Einfluss auf "Fever" durchaus präsent: Die drei Jahre dauernde Bandpause hat einem kompakten Sound nicht geschadet, die Songs klingen im Gegensatz zu den früheren Werken abgeklärter und trockener.
Gleichzeitig sind sie jedoch auch tanzbarer geworden, und der Ausstieg von Violinistin Patricia Vanneste sorgt für eine neue lässige Schlichtheit, die zuweilen an Beck ("Entertainment") erinnert oder an im Bad vor sich hin summende Bee Gees ("I'm Never Gonna Let You Down Again"). Und wer sie noch kennt: The Karelia (die erste Band von Franz Ferdinand-Sänger Alex Kapranos) spielte einen ähnlich gut abgehangen verschleppten Barjazz/Rock-Mix.
Eine komplette Neuerfindung wird "Fever" damit zwar nicht, dafür aber eine sorgsame Justierung in Richtung Selbstbewusstsein: Ein Album, das auf seiner chilligen Oberfläche mit (manchmal zu eingängigen) Melodien genauso gut funktioniert wie beim bewussten Hören - dann offenbaren sich viele charmante Einzelheiten wie die entrückten Bongos in "Grapefruit", schwüle Saxofon-Einlagen in "You're So Real" oder Orientalismen in "Roller Coaster". Es pulsiert also im neuen, alten Bandkörper, und der eingangs zitierte Klassiker passt dann eben doch wieder.
1 Kommentar
hörs grad wieder und es ist immer noch rund! super fürs home office.