laut.de-Kritik
Girls just wanna have fun im Reboot-Modus.
Review von Kerstin KratochwillBei ihrem elften Album "In Stereo" agiert die Girlgroup nun wieder als Duo: Siobhan Fahey ist nach ihrem kurzem Gastspiel im Jahr 2017 nicht mehr dabei, die beiden Gründungsmitglieder Keren Woodward sowie Sara Dallin sind wieder alleine für den typischen Bananarama-Sound zuständig. Dieser wechselte von subtil genial ("Robert DeNiro Is Waiting") zu unverschämt catchy ("Venus") hin zu austauschbarer Stock, Aitken And Waterman-Massenware ("I Heard A Rumor"). Nun also "In Stereo", ein Album-Titel, der wohl modern klingen soll, aber irgendwie auch rührend altmodisch ist.
Der Opener und Titelsong stammt im Original vom kreativsten Sugababes-Mitglied Mutya Buena und ist mit seiner Richard X-Produktion ein poppiges Stück, das ein bisschen an Kylie Minogue, ein bisschen Giorgio Moroder erinnert und auf die sanfte Dancefloor-Ausrichtung des Albums hinweist. Bereits der zweite Track (und beste Song des Albums) "Dance Music" ist mit seinem gehauchten "La La La ... Chorus" und Vocoder-Teil a la Kraftwerk ziemlich Kylie-esk. Während diese einen (gescheiterten) Neuanfang im Country versuchte, finden Bananarama ihren nun also in den frühen 2000ern.
Das Sympathische daran ist das Selbstbewusstsein des Duos, wenn es "Sometimes We're Just Dancing Out Of Time" singt. Und so ist "In Stereo" ein gut gemachtes Fun-Pop-Album, das wie ein alter Bekannter wirkt.
Kein Wunder, Bananarama sind seit über 38 Jahren fester Bestandteil der Pop-Welt, die sich unbeirrbar in ihrem Eskapismus weiterdreht. Die Themen dabei so zeitlos wie harmlos – Menschen, Leben, Tanzen, Welt. Und die Songs: Mal mehr, mal weniger auf Ohrwurm getrimmt, aber immer eingängig. Bananarama im Jahr 2019 ist wie ein Reboot einer Eighties-Serie – ein wenig zu glatt gebügelt, aber mit dem Spaß für die Fans, alle enthaltenen Anspielungen auf alte Zeiten zu verstehen.
2 Kommentare mit einer Antwort
der ansatz harmlosaigkeit vor zu werfen, schlägt m.E. nach ins leere. die tendenz ist mir in deinen rezis schon desöfteren aufgefallen. ich halte sie für ein missverständnis. denn die these impliziert, kunst bzw musik bzw pop sei mit einer irgendwie transportierten oder postulieren haltung gesellschaftlicher oder politischer natur per se hochwertiger oder würdiger. alles andere ist sofort espakistisch. nach der rechnung wäre mithin alles eskapismus, was nicht explizit über unterhaltung hinaus gehende zeilen bietet. den gedanken zugespitzt zu ende verfolgt, wäre die beste beatles-platte weniger wert als die mieseste konstantin-wecker-platte.
ich glaube, mit dem ansatz kommt man nicht weiter.
stattdessen kann man bananarama hervorragend an der messlatte des eigenen genres beurteilen und am eigenen maßstab. hier jedoch sehe ich das album deutlich kritischer. mit "de niro" und der aufgeweckten sexy frische von "venus" (übertrifft das original sogar) haben sie ihren platz in der popkultur zu recht sicher.
das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit fahey die einzig gute songwriterin das boot zu recht bereits vor 30 jahren verließ und dem verbleibenden duo wenig taugendes einfällt. das hört man vor allem, wenn man fajeys shakespear's sister-tracks a la "stay" oder "radio" mit dem hier abgelieferten vergleicht.
ganz besonders fällt der kontrast auf, wenn man den hier an fast allen songs federführend beteiligten ian masterson einbezieht, bei dem es kompositorisch seit jahr und tag nur f d 2. liga a la danni minogue reicht.
und genau diese billig dahingenölten masterson-melodien finden sich hier zuhauf und brechen album samt möglichem retrocharme das genick. (1/5)
ps: der ehemalige s/a/w-kollege rick astlye zeigt, wie sich talent durchsetzen kann, so man es besitzt.
Mutya Keisha Siobhan ist nicht der Name eines Sugababes Mitglieds, sondern die Vornamen aller drei Gründungsmitglieder der Babes.
Treffer, versenkt.