laut.de-Kritik
Zwischen Coldplay und dem FC Barcelona.
Review von Thomas KlausIn der Causa Band Of Horses tut sich in Sachen Reviews ein unerklärliches schwarzes Loch auf: Wie zum Geier haben es die ehemaligen Sub Pop-Zöglinge fertig gebracht, ihre ersten beiden - mit Verlaub - Killeralben an sämtlichen auf Folk- und Southernrock geeichten redaktionellen Lauschern vorbei zu veröffentlichen?
Nun ja - immerhin ist vorliegender Drittling nach Aussage von Chef-Cowboy Ben Bridwell das bislang ausgereifteste, facettenreichste und haumichtotste – und überhaupt 'erste' richtige Bandalbum. Ein prüfender Blick auf die Credits der Vorgänger "Everything All The Time" und "Cease To Beginn" gibt ihm Recht: Der Mann, der sich Pferde nannte, ritt unter dem Deckmantel eines Pseudokollektivs quasi jahrelang mutterseelenallein durch die Prärie.
Creighton Barrett, Ryan Monroe, Bill Reynolds und Tyler Ramsey spielten sich jedoch zuletzt zu treuen Gefährten hoch, weshalb ihnen ein dankbarer Bridwell für das Majordebüt prompt einen ganzen Sack voll Mitsprache- respektive Singrecht einräumte. Die Gründe, die das Songwritergenie zur Aufstellung dieser Formation bewogen haben, leuchten jedem ein, der im vergangenen April beim Band Of Horses-Konzert in der Kölner Kulturkirche vor Ehrfurcht erstarrte.
In Sachen tightem Zusammenspiel, Dynamik und Variabilität kommt derzeit höchstens der FC Barcelona an dieses Ensemble ran. All killer, no filler – die Setlist hielt, was das bisherige Œuvre versprach. Da sich auch einige Songs von "Infinite Arms" nahtlos in die Hitparade einfügten, konnte man sich an zwei Fingern abzählen, dass der Neuling wieder eine sichere Bank werden würde.
Mit "Factory", "Compliments" und "Laredo" gelingt der Band Of Horses ein Einstieg, der dieser optimistischen Vorahnung mehr als gerecht wird. Glasklar und bauchig rocken die Stücke so laid-back vor sich hin, wie man es von ihnen kennt und schätzt. Am liebsten möchte man aufs alte, klapprige Bonanzarad steigen und dem Sonnenuntergang entgegenstrampeln.
Doch leider ist damit das Pulver auch schon verschossen. Nachdem "Blue Beard" mit gelungener Beach Boys-Referenz einen vorläufigen Glanzpunkt setzt, mogeln sich Band Of Horses mit angezogener Handbremse durch die verbleibende Spielzeit.
Zu lieblich, monoton und streichzart gerieren sich die zwar melodieverliebten, aber überwiegend spannungsresistenten Stücke. Sicher, das klingt alles
ganz nett – aber wir wissen ja alle, wessen kleine Schwester das ist. Bahnbrechende Ausbrüche, die etwa "The Funeral", "Is There A Ghost", "The Great Salt Lake" oder "Cigarettes, Wedding Bands" dank dosiertem Einsatz verzerrter Gitarren und wuchtigen Drums erst veredelten, vermisst man hier schmerzlich.
Mit den geschliffenen Ecken und Kanten geht über weite Strecken leider auch der alte Charme flöten. "NW Apt." lässt die unter Kitsch und Pathos verschüttete Sturm und Drang-Attitüde zwar zum Ende hin noch mal kurz durchschimmern, täuscht aber auch nicht mehr darüber hinweg, dass Band Of Horses auf ihrem Drittling einer schleichenden Coldplayisierung zum Opfer fallen.
1 Kommentar
Ich mag das Album, gute Band. Und mit "on my way back home" haben sie sogar ein richtiger ohrwurm der gottseidank von den Radiosendern nicht entdeckt wurde