laut.de-Kritik
Die Berlinerin kehrt zurück in die Clubs.
Review von Daniel StraubFür Überraschungen ist es nie zu spät, wie im aktuellen Fall das Durchhören des neuen Barbara Morgenstern Albums "Sweet Silence" beweist. Seit rund 15 Jahren ist sie als Musikerin und Produzentin im Bereich der elektronischen Musik im weitesten Sinne unterwegs und tobt sich da zumeist auf Spielwiesen abseits des Massengeschmacks aus. Mit ihrem inzwischen sechsten Longplayer legt die Berlinerin nun eine Liebe zu Club und Pop an den Tag, die man von ihr in dieser expliziten Deutlichkeit nicht unbedingt erwarten durfte.
Barbara Morgenstern hat es in der Vergangenheit stets vermieden, ausschließlich auf ein Pferd zu setzen. Ihre Veröffentlichungen bewegten sich meist in den Zwischenräumen, den Nischen, wo sich verschiedene Einflüsse mische. Dabei kam immer mehr und minder viel elektronisches Equipment zum Einsatz. Offenheit gegenüber anderen Genres war jedoch stets höchstes Prinzip. 2009 setzte sie mit ihrer unter dem Titel "Paper Of Pins" veröffentlichten Kollaboration mit dem Multiinstrumentalisten Bill Wells, der Posaunistin Annie Whitehead und dem Kreidler-Gründungsmitglied Stefan Schneider einmal mehr Jazziges auf die Tagesordnung.
Danach herrschte lange Zeit Funkstille, bis zum jetzt erscheinenden Album "Sweet Silence". Barbara Morgenstern entdeckt mit den 13 Album Tracks ihre Liebe zu elektronischer Musik neu. Dabei besinnt sie sich auf die grundlegenden Dinge: Viel Rhythmus, viel Melodie. Und weil "Sweet Silence" ein Barbara Morgenstern-Album ist, spielt natürlich ihre Stimme eine wichtige Rolle, verleiht dem Longplayer einen poppigen Charakter und haucht gleichzeitig den Songs eine optimistische Melancholie ein.
Produktionstechnisch bleibt sich Morgenstern mit ihrem aktuellen Release treu. Auch auf "Sweet Silence" behält sie ihre Lo-Fi-Ästhetik bei. Die Berlinerin braucht keinen übergroßen Maschinenpark, um Songs wie "Spring Time" oder "The Minimum Says" in Klängen auszuformulieren und ihnen ihre spezielle Note zu geben. Der Charme ihrer Produktionen liegt gerade darin, dass sie diese spontane Geste in sich tragen. Morgenstern benutzt ihre Instrumente und Produktionsutensilien in erster Linie, um ihre musikalischen Ideen zu festzuhalten. Wenn diese etwas Rauhes und Unfertiges an sich haben, um so besser.
"Sweet Silence" bezieht einen Großteil seiner Leichtigkeit aus dieser punkigen Arbeitsweise: Echte elektronische Popmusik ohne Allüren.
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