laut.de-Kritik
Im Groove-Taumel des Tomahawk-Drummers Jon Stanier.
Review von Eberhard DoblerEin Brian Eno bewundert ihren Ideenreichtum - und genau der macht es dem Hörer wiederum nicht leicht. Zumindest dem, der auf Musik im leicht verdaulichen Singleformat geeicht ist oder sie nur im Fahrstuhl wahrnimmt: "Gloss Drop" serviert dem Plattenkäufer einen Starkregen aus Sounds, Parts, Beats und Instrumenten.
Das ist aber kein Problem. Denn bei all der Battles'schen Interpretation verschiedenster Einflüsse, der Schwierigkeit der Kategorisierung, dem Trackcharakter der meisten Stücke - Avantgarderock, Mathrock mit Elektronik oder was auch immer - geht der Kopfnickfaktor nie verloren ("Ice Cream", "Futura").
Ob karibisch ("Dominican Fade"), das verstörend verspulte "Rolls Bayce", das bouncende "Sundom" oder im Beinahe-Single-Format ("Sweetie & Shag") - alle Tracks bauen beständig Spannung auf und grooven mächtig. Selbst dann, wenn sie noch vertrackter arrangiert sind.
Dies ist natürlich auf jeden Fall ein Verdienst von Drummer Jon Stanier, ein Rockexperte, der selbst Techno-, Soul- und Disco-Platten auflegt. Der Tomahawk- und Ex-Helmet-Klopfer peitscht sein Kit ("My Machines") ohne vordergründig zur Schau gestellte Drumartistik. Staniers Spiel geht vielmehr direkt, aber eben unkonventionell in die Hüften.
Dass sich Fronter Tyondai Braxton vom Acker machte, schmälert die Potenz der Band nicht wirklich: Mit Gary Numan und anderen Gästen am Mikrofon fand sich adäquater Ersatz. Neben Numan sind dies der chilenische Techno-Producer Matias Aguayo, Blonde Redheads Kazu Makino oder der Japaner Yamantaka Eye.
Das passt alles vorzüglich zusammen und verlangt sowohl vor als auch auf der Bühne Konzentration ab. Einzig der Gitarreneffekt respektive perkussive Synthiesound, der irgendwo im Bereich der Steel Drum-Frequenz hämmert, hätte nicht bei gefühlt der Hälfte aller Tracks Verwendung finden müssen.
1 Kommentar
Klasse Band, auch ohne Tyondai Braxton ein Pflichtkauf!