laut.de-Kritik
Die Gothic-Rock-Legende kann's noch immer.
Review von Daniel StraubMit Legenden ist es immer so eine Sache. Vor allen Dingen, wenn sie ins Alter kommen. Nicht immer ist es einfach, den eigenen Status schlicht zu genießen. Viele Künstler fühlen früher oder später bemüßigt, noch einen Epilog zu ihrem Werk zu veröffentlichen. Das britische Gothic-Rock-Quartett Bauhaus konnte dieser Versuchung ebenfalls nicht widerstehen, und so erscheint dieser Tage mit "Go Away White" das erste Studio-Album der Band seit ihrer Auflösung 1983.
Bereits 1998 hatten die Mannen um Sänger Peter Murphy alle zu spät Geborenen mit einigen Konzerten und der anschließenden Live-CD "Gotham" erfreut. Was als einmalige Geschichtsstunde in Sachen Gothic-Rock geplant war fand in den kommenden Jahren in weiteren Konzerten seine Fortsetzung. Denn entgegen allen Erwartungen stimmte die Chemie zwischen Sänger Peter Murphy, Bassist David Jay, Gitarrist Daniel Ash und Drummer Kevin Haskins wieder.
Die Stimmung war sogar derart gut, dass sich Bauhaus nach der Tour 2006 entschlossen, für ein letztes Album noch einmal ins Studio gehen. Ort des Geschehens waren die Zircon Skye Studios in der Nähe von Santa Barbara in Kalifornien. Sonnendurchflutet sind die zehn Songs von "Go Away White" dennoch nicht ausgefallen. Vielmehr greifen sie das experimentelle Erbe von Bauhaus auf. Hitsingles in der Tradition von "She's In Parties" sind auf dem Album keine zu hören
Einzig "Adrenalin" und "International Bullet Proof Talent" gleich zu Beginn des Albums bedienen die poppige Ader der Bauhaus-Fans, so sie denn eine haben. Es ist die einzig offensichtliche Single. Alle anderen Songs sind stark in das psychedelisch durchwirkte Konzept des Albums eingebunden. Ohne den dazugehörigen Rahmen wirken sie wie Stückwerk. Diese Tendenz verstärkt sich mit zunehmender Spielzeit und prägt vor allen Dingen die zweite Hälfte von "Go Away White".
"Endless Summer Of The Damned" mit seinen manisch stampfenden Drums gibt einen ersten Hinweis darauf, welche Energien die Band noch freizusetzen gedenkt. "Saved" nimmt jedoch zunächst noch mal etwas Druck raus und gibt Peter Murphy die Gelegenheit, seine expressive Vocal-Akrobatik in Szene zu setzen.
Mit "Black Stone Heart" kommt kurzzeitig eine gespielte, ja persiflierte Fröhlichkeit auf. Allerdings nur auf musikalischer Ebene, die Lyriks von Murphy sprechen eine andere Sprache. Die sich langsam aufbauenden Songs "The Dog's A Vapour" und "Zikir" beschließen das Album. Am Ende lebt die Legende Bauhaus fort - auch "Go Away White" hat gute Noten verdient, obwohl die Songs manchmal etwas anachronistisch wirken.
Positiv formuliert könnte man auch sagen, sie sind auf ihre Art zeitlos, auch wenn "Go Away White" wenig Höhepunkte zu bieten hat. In Sachen Gothic-Rock bleiben sie dennoch die Instanz schlechthin.
6 Kommentare
es ist vollbracht, es ist vollbracht, vollbracht!!!!1111!!! Das Leben hat wieder einen Sinn. Einen Sinn
(freut sich auf gothische art und weise)
(freut sich immer noch)
@Torque (« es ist vollbracht, es ist vollbracht, vollbracht!!!!1111!!! Das Leben hat wieder einen Sinn. Einen Sinn
(freut sich auf gothische art und weise) »):
W O R d !!!!!!!
....BACK ON THE RACK!!!!!.....
zutiefst erfreulich, daß man sich auch produktionstechnisch der staubtrockenen typischen bauhausstilistik der mask-phase angenähert u d versuchung sinnloser modernisierung widerstanden hat.
auch kompositorisch zutiefst bauhausig; vollkommen anders als die (zumindest bis einschließlich "holy smoke" brillianten) soloscheiben von peter murphy.
ein hoch auf die meister des experimentellen gothischen genusses.
liebe "bela's undead"-ige grüße
dba
hm, ich glaub zwei von den murphy soloscheiben fand ich auch phänomenal. kann sie aber nicht betiteln, da ich die teile aus der örtlichen bib hatte. love&rockets (das ash projekt, oder??) fand ich aber auch nicht übel
(feiert immer noch)
super Ding... Kann ich nur empfehlen...