laut.de-Kritik
Die Gothic-Rocker brillieren live in Gotham City.
Review von Daniel StraubDie Weihnachtszeit beschert der Redaktion für gewöhnlich eine reiche Flut an Festtags-CDs, die kein Mensch braucht. Um so erfreulicher war es, als Kollege Schuh mir neulich die Nachricht von einer neue Bauhaus überbrachte. "Eine neue Bauhaus-CD?", werden die Experten da gleich wissbegierig nachfragen. Nein, muss ich da leider sagen. "Gotham" ist ein Live-Mitschnitt ihrer '98er Reunion-Tour. Und wer Bauhaus im Herbst vor vier Jahren auf der Bühne erleben durfte, der besitzt "Gotham" wohl auch; alle anderen erhalten nun die verspätete Gelegenheit sich einen Eindruck davon zu verschaffen, dass Bauhaus auch 20 Jahre nach ihrer Gründung so faszinierend wie eh und je waren.
Ganz ihrem Image als Kunststudenten verhaftet legen sich Bauhaus in Sachen Layout wieder einmal kräftig ins Zeug. "Gotham" ist nicht einfach ein bisschen Papphülle plus Silberling. Ganz im Gegenteil, die beiden CDs kommen in einem schönen Digipack, das mit seinen dunkel schönen Impressionen Gänsehaut-Konzert-Stimmung herauf beschwört. Aber auch was den Inhalt angeht, sprich die Musik, brauchen sich Bauhaus mit "Gotham" bei Leibe nicht verstecken. Zwanzig Jahre nach ihrer Gründung vereinigten sie sich 1998 und ließen noch einmal die Magie früherer Tage auferstehen.
Und das lag mit Sicherheit nicht nur an der mit Klassikern gespickten Set-List des New Yorker Gigs. Denn im Gegensatz zu den Sisters Of Mercy, um eine andere Kult-Goth-Band als Vergleichspunkt zu wählen, haben es Bauhaus immer verstanden ihre musikalischen Visionen auch live überzeugend und professionell auf die Bühne zu bringen. Dementsprechend wirken das epische "Bela Lugosi's Dead" oder die Rock Nummer "Telegram Sam" wie frisch aus dem Ei gepellt. Nur, dass Peter Murphys Stimme den Tracks eine Lebendigkeit verleiht, welche die Studioaufnahmen nicht in dieser Intensität ausleben. Ein klasse Platte!
Einziges Manko bleibt die etwas kurze Spielzeit der zweiten CD. Da hätten mit Sicherheit noch einige Live-Tracks mehr drauf gepasst. Dafür gibt's als kleine Entschädigung die Studioversion von "Severence".
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