laut.de-Kritik
Weg vom PC, raus in die Natur.
Review von Kai ButterweckDer britische Songwriter Jay McAllister alias Beans On Toast trank in der Vergangenheit gerne mal einen über den Durst, bevor er barfüßig eine Bühne betrat und mit der Akustikklampfe im Arm über Sex, Drogen und Rock'n'Roll philosophierte. Das brachte dem Sänger in seiner Heimat schnell Kultstatus ein.
Sogar etablierte Branchengrößen wie Frank Turner und Winston Marshall (Mumford & Sons) klatschten begeistert in die Hände, wenn sich die bärtige Ein-Mann-Band samt folkigen Country-Sounds über persönliche und gesellschaftlich relevante Unzulänglichkeiten lustig machte.
Nach fünf Alben geht es der kauzige Barde aus England mit seinem neuen Studiowerk "The Grand Scheme Of Things" nun erstmals etwas ruhiger an. Statt sich wie in der Vergangenheit vermehrt den Drogengeschichten zu widmen, kümmert sich McAllister anno 2014 lieber um die Jugend von heute. Die hängt ihm viel zu oft vor dem PC rum, statt sich an der blühenden Natur da draußen zu erfreuen ("Stinging Nettles").
Dass dem ein oder anderen einer abgeht, schaut er sich auf Youtube Videos von einschlagenden Bomben an, ist schlimm genug. Kein Gefühl dafür zu haben, dass hinter jeder einzelnen Explosion aber persönliches Leid, Schmerz und Tod stecken, macht sprachlos. Krieg ist Scheiße. Das weiß Jay McAllister. Das sollte eigentlich jeder wissen ("The War On War").
Auch anderes sollte sich rumgesprochen haben. Beispielsweise, dass das einst so prunkvolle Nashville seit langem am Stock geht ("Fuck You Nashville"), der ungekünstelte Weg immer noch der Beste ist ("Folk Singer"), und die Liebe alle Grenzen sprengen kann ("A Whole Lot Of Loving"). Diese Dinge verpackt Jay McAllister mit so viel Witz und Charme, dass solche Themen auch in Ecken gelangen, deren Türen normalerweise verschlossen sind.
Jay legt den Finger in die Wunde und nennt Verantwortliche beim Namen, eingehüllt in einen authentischen Minimalsound, der sich irgendwo zwischen Frank Turner, den Hayseed Dixies und TV Smith einpendelt. Weniger ist mal wieder mehr. Applaus!
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