laut.de-Kritik
Höhere Weihen für einen großen zeitgenössischen Songwriter.
Review von Florian SchadeIm vergangenen Jahr sorgte die Meldung, Ben Folds Five hätten sich nach gut sieben Jahren und drei gemeinsamen Veröffentlichungen wegen musikalischer Differenzen aufgelöst, für Entsetzen bei den Fans. Wer den Fünfer – der eigentlich ein Dreier war – kannte und mochte, konnte sich die Musiklandschaft ohne die entzückenden Ragtime-Märchen der Amerikaner nur schwer vorstellen. Doch nach der Trennung von Darren Jessee und Robert Sledge macht sich der Mann am Klavier auf, die Geschichte fortzuschreiben.
Und tatsächlich: Außer der fehlenden Five hat sich nicht wirklich viel verändert. Ben Folds stellt klar, dass er die Inspiration hinter den letzten Alben war. Immer noch dieselben Wah-Wah-Harmonien und die grandiose Melodiefindung. Alles mit diesem Hauch von Siebziger-Jahre Flair, das sich im GlamRock von Stücken wie "Still Fighting It" genauso zeigt wie in Backgroundchören bester ELO-Manier. "Gone" ist so ein Beispiel. Man ertappt sich schon beim ersten Hören beim Mitsummen.
Auch für Abwechslung ist gesorgt: Ob ruhig und besinnlich wie bei "Fred Jones Part 2" und "The Luckiest" oder rockend und mit treibendem Klavier wie bei "Fired" oder der ersten Single "Rockin’ The Suburbs". Ben Folds bewegt sich musikalisch und textlich auf höchstem Niveau. Das augenzwinkernde Understatement im Titelsong mit der Textzeile
"I’m Rockin’ The Suburbs / Just Like Michael Jackson Did / Except That He Was Talented"
ist einfach klasse. Da ist es verwunderlich, dass es erst den Split seiner Band gebraucht hat, um ihm höhere Weihen zukommen zu lassen. Doch die derzeitige Aufmerksamkeit um die Person Ben Folds bedeutet nichts anderes, als dass ein großer zeitgenössischer Songwriter endlich die Meriten bekommt, die ihm zustehen.
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