laut.de-Kritik
"Pop Voice" wäre als Titel angebrachter gewesen.
Review von Alexander EngelenLehnt man sich ein wenig zu weit aus dem Fenster, wenn man das eigene Best Of-Album schlicht mit "Voice" betitelt? Ich finde schon, immerhin dreht es sich hier nicht um Pavarotti, Anna Netrebko oder Barry White. "Pop Voice" wäre da schon angebrachter. In diesem Metier spielt Beverley Knight nämlich tatsächlich um die vorderen Plätze mit.
Seit über zehn Jahren mischt die britische Sängerin mittlerweile im europäischen Popzirkus mit. Obere Chartsregionen hier, Auszeichnungen da und eine immer wiederkehrende Bestätigung der musikalischen Qualität. Darüber legt jetzt ihr erstes Best Of-Album mit erfreulichem Ergebnis Zeugnis ab. Im Repertoire der 33-Jährigen hat sich in einer guten Dekade durchaus Abwechslungsreiches angesammelt.
Ihr bekannter, sympathisch poppiger Hit "Shoulda Coulda Woulda" findet passend neben dem elektronisch, R'n'B-esquen "Keep This Fire Burning" und dem funkig groovenden "Made It Back", genauso Platz wie das vorsichtig orientalisch angehauchte "Get Up!" neben dem traurig nachdenklichen "Sista Sista" und dem nach vorne gehenden "Made It Back"-Remix mit Weedhead Redman. Zugegebenermaßen war die Zusammenarbeit von Redman mit Christina Aguilera um einiges heißer, doch auch handzahm überzeugt die Verbindung von Pop und Funkdoc.
Dann sind da noch die Coverstücke, die seit langem bereits fester Bestandteil der Liveshows von Beverley Knight sind. Janis Joplins "Piece Of My Heart" klingt im Pop-Gewand natürlich weit weniger wehklagend, kann aber hinsichtlich der persönlichen Auslegung Knights Punkte sammeln. Chaka Khans "Sweet Thing" reicht dem Original auch nicht das Wasser, obwohl Beverley Knight beweist, dass ihr Organ nicht nur verschiedene Tonlagen, sondern auch unterschiedliche Stimmungen abdeckt.
Robbie Williams' "Angels" ist da schon mehr auf die Identität der Sängerin zugeschnitten. Von den Karaoke-Bars, Gesangswettbewerben und Castingshows der Welt sollte bekannt sein, dass dieser Song furchtbar nerven kann. Für die Gesundheit absolut ohne Bedenken interpretiert Beverley den zu oft malträtierten Song. Liegt ja eigentlich nahe, denn der Schreiber des Tracks - Guy Chambers - schneiderte der Sängerin ebenfalls ein Stück auf den Leib. Jenes ("Come As You Are") poprockt dann auch auf "Voice" und schließt als aktuellster Charthit den Kreis der über zehnjährigen Karriere.
2 Kommentare
Aus der Rezi:
"Robbie Williams' "Angels" ist da schon mehr auf die Identität der Sängerin zugeschnitten."
Absolute Mega-Frechheit.
Beverly hat die druckvollste Stimme die mir je zu Ohren gekommen ist - unschlagbar.
Review zu "Music City Soul", ihrem m.E. bisher durchgängig besten Album, fehlt ja komplett!?
Kriegt die neue Platte ne Review?