laut.de-Kritik
Atemberaubend, sogar wenn man auf "Shuffle" stellt.
Review von Michael EdeleWahnsinn! Anders kann man "For The Love Of Art And The Making" nicht beschreiben. Bandleader und Keyboarder Finn Zierler hat ja schon mit den ersten beiden Beyond Twilight-Alben Großartiges geleistet, aber den wirklichen Hammer liefern er und seine Jungs nun mit dem dritten Werk ab.
Dieses Mal hat der Kerl auch komplett darauf verzichtet, sich erst in einem See zu versenken, in 'ne Zelle zu flüchten, in London auf der Straße zu leben, oder sich in 'ner Höhle im Atlasgebirge den Arsch abzufrieren.
Das hat sich eh meist verzögernd auf die Veröffentlichungen ausgewirkt, lagen zwischen den ersten beiden Scheiben doch immerhin vier Jahre. Zwischen der aktuellen Scheibe und dem Vorgänger dagegen gerade mal eines.
Keine Ahnung, ob sich der Kerl also einfach die Klöten an 'ne Autobatterie angeschlossen hat, um eine weitere Extremerfahrung zu sammeln. Jedenfalls ist "For The Love Of Art And The Making" so ziemlich die genialste Verbindung von Metal und Klassik geworden, die ich bisher gehört habe.
Kamelot und auch Vanden Plas leisteten bestimmt schon Großes in dem Gebiet, aber nun liegt hier der kommende Maßstab für alle, die sich auf diesem Gebiet versuchen.
Produzent und Invocator-Gitarrist Jacob Hansen ist schon seit "Section X" mit von der Partie und das hört man manchen Gitarren massiv an. Invocator thrashen wie Hund und auch bei Beyond Twilight besitzen die Gitarren nicht nur Alibi-Funktion.
Hier kommen einige knallharte Riffs zum Einsatz, was man mal ganz locker bei "Blackened In My Eyes", "Dark Wild Rage" oder beispielsweise "Organ Scientistic Formula" nachhören kann.
Laut Finn verfolgt das Album einmal mehr eine komplette Konzeptstory, die natürlich entsprechend aufgebaut ist und auch von der musikalischen Umsetzung her einer stringenten Linie folgt.
Allerdings funktioniert dieses Wahnsinnsteil auch tatsächlich, wenn man einfach auf Shuffle stellt und dem CD-Player die Reihenfolge überlässt.
Vor allem Musiker werden an "For The Love ..." ihre helle Freude haben. Die Feinheiten in den verrückten Arrangements sowie die Kompositionen sind atemberaubend. Neu dabei hinterm Mikro ist dieses Mal Björn Jansson, der seine Stimmbänder sonst für Tears Of Anger strapaziert.
Auch wenn der Mann wohl noch lange nicht den Ruf seines indirekten Vorgängers Jorn Lande genießt, wage ich mal die Behauptung, dass er dem Masterplan-Fronter in nichts nachsteht. So stimmgewaltig und vor allem variabel, wie sich Jansson auf dem Album präsentiert, müssen sich sämtliche anderen Sänger in diesem Genre verdammt warm anziehen.
Auch wenn ich damit vielleicht etwas hoch greife, aber "For The Love ..." müsste demnächst eigentlich in einem Atemzug mit einer Scheibe wie "Operation: Mindcrime" genannt werden.
Sobald es sich etwas mehr herumgesprochen hat, dass Finn Zierler als Komponist wohl noch wirklich Großes vor sich hat, wird er sich die Sänger für Beyond Twilight unter den Helden des Genres aussuchen können. Aber vielleicht bleibt er ja auch mal bei einem, denn Björn Jansson passt wirklich perfekt zur Band.
"For The Love Of Art And The Making" braucht Zeit, keine Frage. Allerdings in diesem Fall weniger, um sich dem Hörer zu erschließen, sondern viel eher, bis sich sämtliche Feinheiten und Spielereien dieses komplexen Albums auch nur ansatzweise offenbaren.
Diese Platte funktioniert sowohl fantastisch unterm Kopfhörer, schallt aber auch ordentlich durch normale Speaker. Wer von "Operation: Mindcrime II" richtig enttäuscht war, macht sich hiermit glücklich!