laut.de-Kritik

"Weich wie ein Kaninchenohr."

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Es folgt ein wichtiger Hinweis für Körper und Geist. Raus aus den sozialen Netzwerken und rein in den Lieblingsort! Kopfhörer auf und das neue Album "Dog Eared" der englischen Singer/Songwriterin Billie Marten anhören! Entspannung garantiert. Mögliche Nebenwirkung: Man kommt vom Lieblingsplatz nicht mehr weg und döst vielleicht auch hier und da mal kurz weg.

Martens mittlerweile fünftes Studioalbum wurde im Sommer 2024 live in New York aufgenommen. Die Musiker:innen saßen dabei ohne Kopfhörer im Kreis. So hatte es sich Indie-Produzent Phil Weinrobe gewünscht. Mit dabei eine internationale Besetzung, u.a. Núria Graham (Gitarre), Josh Crumbly (Bass), Maia Friedman (Gesang) und Mauro Refosco (Percussion). Dieser intime Sitzkreis produzierte zehn entspannte Folk-Stücke, die sich harmonisch miteinander verbinden. Die Texte basieren auf Erinnerungsmomenten der Songschreiberin und plüschigen Umschreibungen von Liebe ("so weich wie ein Kaninchenohr"). Melodie und Stimme fusionieren beim Opener "Feeling", und dabei schwingen immer auch ein bisschen Nostalgie und Kindheitserinnerungen mit. Der Gitarrenpart von Núria klingt poppig und der Gesang bestimmt die Melodie. "We are oh so lightly here. Softer than a rabbit ear."

Verzerrte Synthie-Effekte und Drum Machine Beats in "Crown", dazu eine Katze, die im Schatten sitzt: "The cat sits in the shadow and I am not afraid of love" ... "The minute you are gone, I lose where I belong." Martens Lyrik klingt verträumt, die Musik vertraut. Man stellt sich vor, wie die Musiker:innen da in ihrem Kreis sitzen und alle gemütlich ihren Part einspielen. Ohne Druck und hektische Bewegungen. Mal ehrlich, wann habt ihr euch zuletzt für mindestens eine Stunde ruhig hingesetzt und durchs Fenster geglotzt und dabei Musik gehört? Das machen/können nicht mehr viele, weil man immer gefühlt tausend Sachen nebenbei machen muss.

Billie Martens Platte eignet sich hervorragend dazu einfach mal abzuschalten. So werden auch die Instrumente rücksichtsvoll und mit 100% Wirkung eingesetzt. Dezenter Bass und beruhigende E-Piano-Klänge treffen auf sanfte Streicher. Eine Balance zwischen Lo-Fi, Jazz und moderner Folk-Eleganz. Da stört dann auch das zarte Gitarrensolo bei "Leap Year" nicht.

In "Goodnight Moon" klinkt sich zögerlich ein Saxofon in die Session mit ein und erinnert an einen Soundtrack aus alten Fernsehzeiten. Das Leben der Großstadt mit all seinen Straßenmusikern, Sounds und Emotionen.

Sitzkreis, Barfuß, Saxofon, drei Komponenten, bei denen viele normalerweise die Flucht ergreifen würden, aber manchmal kann man dann doch auch darüber hinwegsehen. Billie Marten liefert mit "Swing" einen beschwingten Abschluss, hier wird man noch mal kurz aufgescheucht. Percussions und Bass-Line werden lauter, und damit überwiegt die Fröhlichkeit in dem doch eher melancholischen Songablauf.

Trackliste

  1. 1. Feeling
  2. 2. Crown
  3. 3. Clover
  4. 4. No Sudden Changes
  5. 5. The Glass
  6. 6. Leap Year
  7. 7. Goodnight Moon
  8. 8. Planets
  9. 9. You and I Both
  10. 10. Swing

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