laut.de-Kritik
Rohfassungen alter Songs und Unveröffentlichtes.
Review von Alexander CordasOffizielle Releases unter seinem Pseudonym Biosphere gab es in letzter Zeit kaum. Mit "L'Incoronazione Di Poppea", einer umgeschriebenen Oper, den Soundtracks zu "Kill By Inches" und "Im Schatten" sowie den Field Recordings "Stromboli" war Geir Jenssen seit "N-Plants" zwar alles andere als untätig, aber ein komplettes Studiowerk mit neuen Tracks war und ist nicht in Sicht.
Auch das hier vorliegende "Patashnik 2" stellt keine Fortsetzung des 1994er-Albums dar. Vielmehr kompiliert Jenssen Aufnahmen, die kurz nach dem Erscheinen von "Microgravity" entstanden und in anderer Form auf "Patashnik" oder der letzten Werkschau "Compilation 1991-2004" zu finden sind. Sechs bislang unveröffentlichte Kompositionen sind auch dabei, wobei "Cloud X-4" wie ein sehr früher Roh-Entwurf des Klopfers "Novelty Waves" daher stampft.
Eine weitere Version von Biospheres einzigem Single-Hit ist in der "v.1"-Fassung zu hören. Hier zeigt sich relativ deutlich, warum Jenssen noch etwas weiter bastelte, bis das fertige Stück stand. Die flirrenden Keyboard-Elemente kommen in der finalen Ausgabe zwei Oktaven höher viel besser zur Geltung, auch das Gesamtbild klingt transparenter und weniger dumpf.
Der Titeltrack markiert einen eklatanten Unterschied zur frühen Version. Die Keyboard-Flächen, die unter den hüpfenden Rhythmus gelegt wurden, sind in der "v.1"-Ausgabe in Moll zu hören, wohingegen die Endversion im klaren Dur tönt und eine wesentlich angenehmere Aura versprüht. Ähnlich verhält es sich mit "The Shield", das hier eher verhangen wummert, wo es auf "Patashnik" luftig und deutlich perkussiver dahin marschiert.
Überhaupt scheint Jenssen bei der Ausarbeitung vorliegender Varianten etwas düsterer gestimmt gewesen zu sein. Zwar kann man auch bei den letztendlichen Fassungen nicht unbedingt von Après Ski-Hits sprechen, aber der Duktus der Tracks wirkt doch um einiges aufgeräumter als auf "Patashnik 2".
Das Album ist nur in digitaler Form über die Biosphere-Bandcampseite zu haben. Als Archiv-Nabelschau mag diese Sammlung durchaus in Ordnung gehen. Wirklich Interessantes hält "Patashnik 2" aber nicht bereit, auch wenn der Titel dies suggeriert.
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