laut.de-Kritik

Die Münchner entfesseln Refrain-Druckwellen am laufenden Band.

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Es ist nicht leicht, im Alternative Rock-Kosmos herauszustechen. Blackout Problems haben es trotzdem geschafft, auch wenn sie eine gute Weile brauchten, um sich den Status zu erarbeiten, den sie heute haben. "Kaos" bringt die Band noch näher an einen eigenen Sound heran als der 2016 erschienen Erstling "Holy" – indem sie stilistisch noch befreiter agieren.

In "Charles" zum Beispiel mischen sich stimmig Balladenklavier, poppige Chöre und hardcorige Shouts. Fronter Mario Radetzkys agierte in der Vergangenheit schon souverän, dennoch bemerkt man einen weiteren deutlichen Schritt nach vorn. Seine Stimme klingt in allen Belangen kräftiger. Besonders in ruhigeren, etwas depressiven Passagen erinnern seine Melodien – wie auch die der Band als Ganzes – im positiven Sinne an die PHC-Durchstarter Casey.

Was Blackout Problems vielen Mitbewerbern voraus haben: Sie fesseln ihre Hörer nicht nur mit Vocal-, sondern auch mit Instrumental-Hooks. Bei "Queen" zum Beispiel formt das Akkord-Riff eine leicht nachvollziehbare, jedoch nicht zu simpel gestrickte Melodie. Radetzky singt geschickt um diese herum, ohne ihr die Show zu stehlen. Eingängige Refrain-Druckwellen entfesseln die Münchener ohnehin am laufenden Band.

Während das Quartett zwischen gut strukturiertem Alternative, aggressiven Post Hardcore-Breaks und Pop-Punk pendelt, rutschen sie in letzterem Bereich leider gerne mal ins Seichte ab, eingängige Hooks biedern sich an, und man zitiert Schulbus-freundliche Zeilen aus dem "How To Write A Pop Song"-Lehrbuch – natürlich mit Castingshow-affiner Vokaldehnung: "You make me loose contro-o-o-o-ol", "I think I lost it", "Hit me where it hurts" und zusammen aufgewachsen ist man auch noch ("Kontrol").

Auch die in mehreren Liedern verwendeten Echo-Vocals riechen stärker nach Effekthascherei als fürs Songwriting notwendig. Das ist mehr Mainstream, als Blackout Problems eigentlich sind. Dazu passt auch, dass sie in "Kaos" und "Holly" bedingt nötige Voice-Filter-Harmonien die an sich starken Songgerüste verwässern. Zumindest bei "Holly" bieten sie keinen weiteren Mehrwert außer ein modernes Element zu integrieren. Es spricht wiederum für die Qualität der Truppe, dass der Titeltrack trotzdem seine coole Atmosphäre behält. Minutenlang verspricht die lauernde Stimmung einen Ausbruch – und schließlich kracht dieser auch vollends befriedigend rein.

Den Albumtitel hätten Blackout Problems gerne noch etwas ernster nehmen können. Denn am stärksten sind sie auf "Kaos", wenn sie im Stilchaos toben, Ruhe gegen Härte ausspielen und dabei stets den Überblick behalten – im Übrigen auch bei der Produktion. In eher eindimensionalen Momenten wahren sie zwar ebenfalls gewisse Eigenständigkeit, verlieren aber oft an Spannung.

Trackliste

  1. 1. How Are You Doing
  2. 2. Kaos
  3. 3. 911
  4. 4. Difference
  5. 5. Limit
  6. 6. Kontrol
  7. 7. Queen
  8. 8. Sheep In The Dark
  9. 9. Holly
  10. 10. Sorrow
  11. 11. Gutterfriends
  12. 12. Charles

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