laut.de-Kritik
Oh nein, so hässlich waren die 80er Jahre wirklich nicht.
Review von Karim ChughtaiZum mittlerweile vierten Mal legen die ehemaligen Trance- und Ambient-Haudegen Blank & Jones ihre Ode an die Achtziger Jahre ins Regal. Nach wie vor füllt das "So80s"-Konzept einen Silberling-Dreier, der eine bunte Mischung aus 80s-Hits als nostalgisches Zeitzeugnis verspricht.
Auf zwei CDs legen Jan Pieter Blank und René Runge ihre aus den eigenen Plattenregalen geborgenen Schätze als klassische Compilation offen, außerdem findet sich das clubtauglichste Material noch in einem DJ-Mix wieder. Schwärmt das Booklet noch von einer auf diese Art und Weise noch nie zu Gehör gekommenen Zusammenstellung, macht sich schon bei der Tracklist Ernüchterung breit.
Auch wenn die Zusammenstellung zwei (auf CD!) unveröffentlichte Mixes von ABC und The Cure sowie eine exklusive Maxi-Version von Hubert Kahs "Wenn Der Mond Die Sonne Berührt" bereit stellt, gestaltet sich das gelobte Insider-Land als abgegraste Hit-Wiese, die bereits von Time Life-Paketen und Formel Eins-Best Ofs gerodet wurde. Statt wahre Perlen und Schmuckstücke aufzustöbern, kratzen die selbsternannten Musik-Archäologen bloß an der Oberfläche eines Pop-Jahrzehnts.
Besonders vor dem Hintergrund, dass bereits drei Vorgänger der Reihe existieren, erschreckt die Dominanz der Hit-Dichte. Wenn diese Hitparade die persönlichen Highlights des Duos darstellen sollte, fristeten die Armen ein trauriges Teenager-Dasein.
Die Achtziger auf die üblichen Verdächtigen wie Frankie Goes To Hollywood, Samantha Fox, Den Harrow oder Kim Wilde herunterzubrechen ist alles andere als spannend. Warum schenkt eigentlich so selten jemand Laid Back, Nu Shooz, Gary Numan oder John Carpenter Beachtung?
Auch der als Revival-Party-Soundtrack angepriesene DJ-Mix schafft es nicht, die Funktion eines trostspendenden Sahnehäubchens zu erfüllen. Ideenlos reihen sich durchgespielte Sechs-Minuten-Extendeds bis zum bitteren Ende aneinander. Gleichwohl sehen sich Blank & Jones nicht im Ansatz gezwungen, den Fader auch nur einen Millimeter vor der Auslaufspur zu betätigen.
Abgedroschene Zusammenstellungen wie "So80s 4" verunglimpfen den Nachruf eines Genres, weil sie alleine im kommerziellen Antlitz des breiten Geschmacks reanimiert werden. Und so hässlich waren die Achtziger wirklich nicht.
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