laut.de-Kritik
Ganz im Zeichen Afrikas und trotzdem Hip Hop at its best.
Review von Mara WeckerSamuel Bazawule aka Blitz The Ambassador verließ einst sein Heimatland Ghana für ein Studium in New York. Nun beschreitet er musikalisch den Weg in die umgekehrte Richtung: "Native Sun" steht ganz im Zeichen Afrikas und ist trotzdem Hip Hop at its best.
Blitz vermischt Afro mit Rap, R'n'B mit traditionellen Gesängen, hypnotische Trommeln mit Scratches, Afrika mit den USA und Europa. Er rappt auf englisch, im ghanaischen Twi-Dialekt und in der afrikanischen Pidgin-Sprache.
Alles zusammen verschmilzt ganz natürlich zu einem von innen wärmenden Soundteppich, keines der einzelnen Elemente drängt sich unangenehm in den Vordergrund. "En-Trance", der Opener, führt das beispielhaft vor: Atmosphärisch beginnt die Reise, gemächliches Getrommel wird von Cuts unterbrochen. Dann wechselt abrupt das Tempo - funkige Bläsersätze, Füße beginnen zu wippen und Blitz legt ordentlich los.
Das smoothe "Dear Africa" vereint ruhige Raps mit einem afrikanisch-französischen Refrain der R'n'B-Schwestern Les Nubians. Und als ob das Blitz' Vielseitigkeit nicht überzeugend genug unter Beweis stellte, geht der Track gegen Ende mühelos in einen lässigen und definitiv tanzbaren Afro-Groove über.
Wers eher klassisch denn experimentell mag, sollte sich "Best I Can" zu Gemüte führen. The Ambassadors astreiner Flow ist nämlich "so authentic, you might need a passport just to rock with it". Da sitzt jede Silbe, jede Betonung, wo sie hingehört, und auch wenn manches Wort recht schwer zu verstehen ist, besteht kein Zweifel an der lyrischen Qualität dieser Reime. In dieser Kombination geht sogar der angeschnulzte Refrain des ruandischen Sängers Corneille durch.
Über die Brücke des Jazz ("Instrumentalude") nimmt Blitz anschließend die Abzweigung in Richtung Afro-Blues-Rap ("Accra City Blues"). Er besingt die ghanaische Hauptstadt und beklagt den Verlust einer Geliebten: "You never felt the blues quite like Accra City / So remember what I'm telling you now / Love is hard to find in this town". An den organischen Sound der Roots erinnert dagegen "Victory" mit Hollands Lieblingsrapper Pete Philly.
Als einer der besten Songs stellt sich "Wahala" heraus. Illustre Gäste aus den unterschiedlichsten Erdteilen tummeln sich auf diesem Afrobeat-Brett, so dass eine Melange aus englischem, französischem und spanischem Rap entsteht: Der Nigerianer Keziah Jones trifft auf Beloji aus Belgien, Promoe von den schwedischen Looptroop Rockers auf den Mexikaner Bocafloja. Und der Gastgeber hält alles zusammen, wieder einmal.
Mit einem psychedelisch angehauchten Outro, das die durchlebten Stimmungen nochmals aufgreift, beendet Blitz sein Konzeptalbum und lässt einen vollkommen zufrieden zurück.
Schon im Intro erklärte er: "I'm doin' it for the future / Buildin' on the past". Wenn Hip Hop sich auf derart reflektierte, experimentierfreudige Künstler verlassen kann, sieht die Zukunft rosig aus.
2 Kommentare
Ich freu mich schon wie Sau drauf. Hoffendlich klingelt bald der Postbote!
Das Album ist großartig, schade, dass es niemanden zu interessieren scheint.