laut.de-Kritik
Die Take That-Thronfolge bleibt in weiter Ferne.
Review von Michael SchuhHach ja, Blue. Dideldumm, dideldu, I love her and she loves you. Herzlich willkommen zur 143. Vorstellung von "Vorzeigbare Boy-Püppchen besingen Flugzeuge im Bauch" oder "Tanze im Gleichschritt zu Teenie-Leiden". Wobei es im Falle der vier Londoner erst das zweite Album ist, das bekanntlich eine harte Bewährungsprobe für aufstrebende Bands darstellt. Andererseits, wo erneut die Top-Songwriter vom Erfolgsdebüt engagiert werden, kann so viel auch nicht schief gehen. Siehe Blue.
Die Senkrechtstarter des letzten Jahres konnten kaum ihre Choreographien behalten, da mussten sie auch schon durch sämtliche TV-Shows hüpfen. Doch das Ergebnis liest sich mit zwei Nummer Eins-Singles und einem doppelt platinierten Album ausgezeichnet. Dass es so weiter geht, scheint abgesichert: Das neue Album serviert erneut perfekt produzierte, softe R'n'B-Pop-Kost, die das Publikum weder fordert, noch enttäuscht.
Zugegeben: Das Ohrwurmpotential quillt gekonnt aus allen Poren, wie es die erste Single "One Love" vormacht. Mit den Refrainzeilen "One love to the city streets, one love to the hip hop beats" gewinnen die Boys zwar sicher nicht den Realness-Cup, fröhlich mitsingen lassen sich Kinderreime jedoch vortrefflich. "Flexin'" ist ein weiterer heißer Single-Kandidat, der mit Akustikgitarre und grienendem Schluchzen einem zünftigen Backstreet Boys-Refrain den Weg ebnet.
In "She Told Me" dürfen dann die Synthesizer mal ein bisschen frecher dazwischen quietschen, denn auch das ist ja gerade mächtig angesagt. Der Refrain erinnert dabei nicht nur an Bro'Sis, auch das niedliche Vorschul-Englisch könnte glatt aus der Feder der deutschen Casting-Bande stammen. Vorausgesetzt, das Wort "compatible" ist nicht zu anspruchsvoll. Mit Elton John haben Blue dann den Mega-Gaststar am Start, der sich leider nicht zu schade ist, seine alten Kamellen inspirationslos wiederzukäuen. Heute im Angebot: "Sorry Seems To Be The Hardest Word". In der Tat, Elton!
Da ist es vielleicht doch ratsamer, bei Zielgruppen gerechten Animiereinlagen wie "I say Blue, you say what?" (in "Ain't Got You") oder "Sing na-na-na-na-na" (in "She Told Me") zu bleiben. Damit trifft man nämlich genau den Nerv derer, die auch unsäglichste "Ahh Yeah"- und "C'mon"-Einwürfe während der Songs umwerfend cool finden. Die Take That-Thronfolge bleibt so jedoch in weiter Ferne.
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