laut.de-Kritik
Die Legende klingt wie eine debile Tante Emma nach zu viel Eierlikör.
Review von Giuliano BenassiIn den USA ist es gang und gäbe, ein Album, oder wenigstens eine EP, mit Weihnachtsliedern aufzunehmen. Kaum ein erfolgreicher Künstler, der sich diesem so mysteriösen wie eisernen Gesetz entzogen hat, von Frank Sinatra über Elvis bis hin zu Alice Cooper. Die meisten dieser Scheiben landen hierzulande in der Abteilung für Exotik oder schaffen es nicht einmal über den Atlantik. In den meisten Fällen kein großer Verlust.
Welcher Teufel Bob Dylan geritten hat, eine Platte zu Ehren des Sohnes seines größten Widersachers aufzunehmen, wird wie so vieles in seinem Leben ein Geheimnis bleiben. Der Mann, der in den letzten 15 Jahren nur noch gute Platten gemacht hat und eine coole Radiosendung moderiert, setzt sich nun plötzlich mit Standards auseinander, die am Heiligen Abend durch die Wohnzimmer wabern. Absurd.
Das einzig Positive an dem Album kristallisiert sich nach wenigen Liedern heraus: Dylan klingt wie eine debile Tante Emma nach der zweiten Flasche Eierlikör. Eigentlich hört er sich schon seit den 80er Jahren so an, aber die schnulzige Begleitung aus Klavier, Streichern und "Uuuuhs" und "Aaaaaahs" im Hintergrund hebt die Schräge des dylanschen Organs um so mehr hervor.
Tauglich fürs festliche Essen ist "Christmas In The Heart" also nur bedingt. Dabei gehören der Begleitband gestandene Leute wie David Hidalgo von Los Lobos an. Ohne große Begeisterung klimpern sie sich durchs Material, das seinen "Höhepunkt" in "O' Come All Ye Faithful" findet. Die erste Strophe nörgelt Dylan sogar auf Latein, was ihm wieder mal einen Besuch beim katholischen Kirchenoberhaupts einbringen könnte. Seine zweiter übrigens, denn bereits 1997 brachte er des Papstes Fuß zum Wippen. Damals noch den von Johannes Paul II.
Ein Rockmusiker, der Einladungen zu offiziellen Veranstaltungen von zwei Päpsten erhält – das dürfte bislang nur dem bekanntesten der musizierenden Gutmenschen, Bono Vox, gelungen sein. Ob ein verrückter Wissenschaftler die Gehirne der beiden ausgetauscht hat? Man könnte es fast meinen, so wie Dylan auf seiner Webseite klingt. "Es ist eine Tragödie, dass allein in den USA 35 Millionen Menschen hungrig ins Bett gehen und nicht wissen, wo sie ihre nächste Mahlzeit herholen sollen. 12 Millionen davon sind Kinder", erklärt er in bestem Bono-Stil.
Das ist schön und gut, und die Tantiemen gehen allesamt an Hilfsorganisationen. Die aus den USA an Feeding America, die aus dem Rest der Welt an die britische Crisis und das UN-eigene World Food Programme. Menschen zu helfen, die sich in einer schwierigen Situation befinden, ist eine noble Beschäftigung, an Weihnachten erst recht. Aber was bitte hat das mit Musik zu tun? Hat Dylan nicht genug verdient, um ein bisschen Geld zu überweisen, ohne uns mit seinem guten Gewissen zu belästigen?
50 Kommentare
Ich finds mies, Musiker die sich nicht nur für Bling-Bling, Autos und Villen interessieren, sondern sich für das Wohl anderer (lautstark) einsetzen, immer wieder schlecht zu machen.
Seid doch froh dass es wenigstens noch solche Leute wie Bono, Chris Martin und Bob Dylan gibt, und nicht nur solche goldkettchentragenden MTV-Zombies.
Nun ja das ist glaub ich die erste derart negative Kritik zu Bobs Musik. Wenn ich mir das so durchlese, ist alles so weit auch okay...nur gehört habe ich die CD noch nicht. Werde ich aber nachholen
"Ich finds mies, Musiker die sich nicht nur für Bling-Bling, Autos und Villen interessieren, sondern sich für das Wohl anderer (lautstark) einsetzen, immer wieder schlecht zu machen."
Ich find's total super! Reine Selbstbeweihräucherung, die bewirken genau wie Politiker oder sonstige Weltverbesserer nämlich rein gar nix!
Bob Dylan rules!!
http://www.youtube.com/watch?v=qVs6X9yIM_k
Noch Fragen? )
BF: Some critics don’t seem to know what to make of this record. Bloomberg news said, “Some of the songs sound ironic. Does he really mean have yourself a Merry Little Christmas?” Is there any ironic content in these songs?
BD: No not at all. Critics like that are on the outside looking in. They are definitely not fans or the audience that I play to. They would have no gut level understanding of me and my work, what I can and can’t do – the scope of it all. Even at this point in time they still don’t know what to make of me.
Hehe und wieder ein Arschtritt für alle peinlichen Besserwisser und Weltbildbauer.
Tja Weihnachten und Jesus müßt ihr ohne Bob hassen.
Lustig wie hier User Bob Dylan erklären die von seiner Haltung so weit weg sind wie Scheiße vom Mond.
@soulkombinat (« Bob Dylan rules!!
http://www.youtube.com/watch?v=qVs6X9yIM_k
Noch Fragen? ) »):
Ne.