laut.de-Kritik
Origineller Mix aus Score und hitverdächtigen Songs.
Review von Andrea TopinkaAuf dem selbstbetitelten Album aus dem letzten Jahr deutete es sich an: Bonaparte haben keine Lust mehr, nur der personifizierte Visual Trash Punk zu sein. Ein Wandel hin zu einem gesetzteren, seriöseren Songwritertum deutete sich in Songs wie "Into The Wild" an. Jetzt liefert Bonaparte-Sänger Tobias Jundt seinen ersten Soundtrack "Becks Letzter Sommer" ab, der nur leichte Spuren der früheren Abgedrehtheit aufweist.
Die Idee, Jundt für die musikalische Untermalung der Benedict Wells-Buchverfilmung zu engagieren, stammte von Regisseur Frieder Wittich. Die Songs des Musikers (u.a. "Anti Anti") hatte er sich bereits für sein Debüt "13 Semester" geschnappt. Falls es sich bei der Vorgeschichte nicht um einen lange angelegten PR-Gag handelt – in einem 2014er Noisey-Artikel ist bereits die Rede davon -, dürfte Hauptdarsteller Christian Ulmen sich ebenfalls gefreut haben. Vor zehn Jahren spielte er mit Jundt scheinbar als Cashpunk. Eine gemeinsame Aufnahme schließt die Platte: In "Cashpunk (Live 2005)" quäken sie zu schnodderig gespielter Gitarre.
Auf die glorreiche Zeit mit der Band Cashpunk jedenfalls blickt im Film Robert Beck (Ulmen) zurück, voller Wehmut ob des vergangenen Ruhms und der verpassten Chancen als Musiker. Während er als Lehrer herumdümpelt, entdeckt er den begabten Rauli. Als dieser ihm eine entschleunigte Version von "Seven Nation Army" auf der Gitarre vorspielt, hat Beck ein Ziel: Er will dessen Karriere vorantreiben, hauptsächlich um selbst wieder ein Stück vom Kuchen des Musikgeschäfts abzubekommen. In "Istanbul", dem Track zum alles verändernden Roadtrip der Story, wummern Bässe und Drums zu Jundts unterkühlten Textzeilen verheißungsvoll.
Um diese Geschichte herum strickte Bonaparte einen klassisch aufgebauten Soundtrack, der angenehmerweise darauf verzichtet, altes Repertoire (Ausnahme: "Like An Umlaut In English (Live)") aufzuwärmen. Stattdessen komponierte er einen originären Mix aus Score und hitverdächtigen Songs mit Text. Orchestrale Klänge kombiniert der gebürtige Schweizer mit leisen Momenten und Elektro-Elementen.
Freie Bahn für rockigen Krach gibt es höchstens mal im quietschenden "Whistleblower" oder dem fiesen Ohrwurm "Chocolate Bears", der lyrisch in den gewohnten Bonaparte-Sprech verfällt: "They don't grow ponies from jelly / No marshmallow telly / Sweet caramel Jesus / Fudge pope to please us / No guitars made of cheese / They don't make any of these / I see that no one really cares / But they make chocolate bears".
Die übrigen Stücke zielen darauf ab, das Kino im Kopf anzuschmeißen, auch außerhalb der Filmszenen: Die "The Shadow Of Your Dreams"-Version mit Lias Saoudi von Fat White Family und King Khans 12-jähriger Tochter Amabelle und das pumpende Instrumental "Black Jua / Parallel Universe" wirken auch ohne die leicht surrealen, drogeninduzierten Filmszenen. Passend dazu baut sich auch das elektronisch-röhrende "Escaping Greenwood" bedrohlich auf. Die vier Variationen von "Beck's Theme" wanken mit Streichern, Bläsern, Synthies und Gitarre behutsam zwischen Melancholie und Hoffnung wie der Protagonist selbst.
Da Tobias Jundt für den Film das Stimmdouble des jungen Rauli gibt, dominiert seine markante Stimme die Vocals auf dem Soundtrack. Eine willkommene Abwechslung ist es deswegen, wenn Christian Ulmen in Bonaparte-Kumpel "Tim Fite's Big Mistake" mal die Hauptstimme übernimmt. Zu akustischen Klängen schunkelt er dabei gemütlich vor sich hin.
So ausgefeilt und ambitioniert war das Songwriting des (ehemaligen) Trash-Kaisers noch nie, selten aber auch so zahm. Etwas mehr Spektakel hätte über die 19 Tracks hinweg gut getan. Das ist am Ende natürlich den Rahmenbedingungen geschuldet. Für den Film nämlich hat Bonaparte auf "Becks Letzter Sommer" die richtigen Töne getroffen: Manchmal ein bisschen fad, aber insgesamt solide umgesetzt und versöhnlich gestimmt wie die Geschichte selbst.
1 Kommentar mit 12 Antworten
Fast vergessen, ungehört 1/5 zu verteilen. Bonaparte sind die nervigste Scheiße überhaupt.
kenne die nicht, aber der name alleine ist schon ziemlich behindert und weckt in mir unangenehme assoziationen. ein name, der auf von turnbeutel tragenden longboardern bevölkerten festival line-ups prangt, wie ein syphilliskranker dieb auf einem mittelalterlichen, mit unrat verschmutzem marktplatz.
*verschmutzten, natürlich
Wurden in meinem Freundeskreis von den gleichen Leuten gefeiert wie K.I.Z.
Guck dir nur mal die Bildergalerien hier auf laut.de an, dann merkste schnell, was die sind. Ne Zirkustruppe, deren Alleinstellungsmerkmal die Show ist. Man nennt es mittlerweile den Pandamaskeneffekt: Markante Optik verschleiert die Talentlosigkeit.
http://www.laut.de/Bonaparte/Fotogalerien/…
http://www.laut.de/Bonaparte/Fotogalerien/…
http://www.laut.de/Bonaparte/Fotogalerien/…
Allein der Gitarrengeschmack von Tobias Jundt ist positiv hervor zu heben, weil er ne weiße Jazzmaster hat.
Ihr seid schon zwei Helden.
Jap, wir sind Helden des investigativen Journalismus.
Ich, weil ich ans Tageslicht gebracht habe, was Bonaparte für ne behinderte Scheiße ist und Tooli, weil er den Thread wieder ausgegraben hast, in dem du dich zu Tode blamiert hast.
jo, sieht schon ziemlich behindert aus, das ganze. ähnlich wie komplett weiße, türkise oder cremefarbene saiteninstrumente
mir ist ja eher der musicman ins auge gefallen, ein wahrhaft schönes fabrikat. allein dieser edgy sound, den paul d'amour auf der undertow aus seinem stingray rausgepickt hat, genau mein ding. ist mir leider als drittbass etwas zu teuer, v.a. weil ich ihn fürs fingerspiel nicht so optimal ausgelegt finde, wegen dem weit hinten gelagerten pick-up. flea beweist da natürlich das gegenteil.
ist dir aufgefallen, dass c452h in dem onkelz-thread eine vollkommen widersprüchliche aussage getroffen hat? ist nur etwas untergegangen damals, werd die stelle dort gleich mal hervorheben. da hat er anscheinend auch vergessen sich umzuloggen.
"jo, sieht schon ziemlich behindert aus, das ganze. ähnlich wie komplett weiße, türkise oder cremefarbene saiteninstrumente "
Studien an der Universität zu Heidelberg haben 2014 gezeigt, dass Menschen, die behaupten, Surf Green sei nicht die schönste Farbe, die eine Jazzmaster oder ein Jaguar Bass haben kann, in ihrer Penisgröße um bis zu 73% nach unten vom Durchschnitt abweichen.
Das kann aber geheilt werden. Ich verordne, dreimal täglich zu diesem Bild die einäugige Kobra zu würgen:
http://www.seymourduncan.com/forum/attachm…
Und jetzt widme ich mich wieder meiner türkisen Sechssaitenstute.
in meinen pool kommt nur diese elegante dame
https://www.musikhaus-korn.de/de/fender-de…
Da haben wir was gefunden, wo wir niemals auf einen Nenner kommen werden. Die einzigen Instrumente, die ich in schwarz toleriere, sind Konzertflügel.
ne, konzertflügel nur in türkis oder zitronengelb
Am besten beides. Als Polka-Dots. Da lass ich noch mit mir verhandeln.
wir spielen hier doch keine neger-instrumente