laut.de-Kritik
Boy meets Girl im hübschesten Sinne.
Review von Matthias von ViereckUnglaubliche neun von zehn möglichen Punkten im NME für diese Platte! Zu Recht? Die zweite Veröffentlichung der Bowerbirds aus North Carolina wartet tatsächlich gleich mit einem Höhepunkt auf: Beim Opener "House Of Diamonds" handelt es sich wahrlich um ein Juwel. Auch sonst beherrscht das umweltbewusste Trio den nonchalanten Spagat zwischen Neo-Folk, Americana und freakigeren Momenten.
Ihren besonderen Reiz zieht die Platte aus dem gesanglichen Miteinander von Beth Tacular und Phil Moore. Tacular verschwindet dabei immer wieder im Nirgendwo, um irgendwann an anderer Stelle aufzutauchen und ein Lächeln auf des Rezipienten Wangen zu zaubern.
Boy meets Girl im hübschesten Sinne. Harmonie nennt man das, was die beiden hier zelebrieren. Der NME spricht hier von "spine-tingling harmony". Auch die Momente, in denen Tacular ihr Akkordeon auspackt, sind ganz bezaubernd. Dass Leben in einer Blockhütte scheint jedenfalls nicht geschadet zu haben.
Phil Moores Stimme würde sich auch im Kreise der Fleet Foxes nicht ganz schlecht machen. Zuweilen muss man auch an Bon Iver denken. Nicht weiter verwunderlich: Ging man doch gemeinsam auf Tour.
Die Arrangements, bestehend aus Akustikklampfe, Orgel, Klavier, Akkordzither, Geige, Schlagzeug und Kontrabass, gehen meist auf. Was jedoch über vereinzelte Durchhänger beim Songwriting und in Sachen Dramaturgie nicht hinweg zu helfen vermag. Bisweilen kommen die Kompositionen ein wenig sperrig daher ("This Day"). Andere Stücke (etwa "Ghost Life") sind jedoch herrlich "uplifting", was dann wunderbar mit dem wolkigen, sonnendurchfluteten Cover korrespondiert.
Apropos: Schön auch das Stück "Silver Clouds" mit den berückenden Zeilen: "You could move like a silver cloud through the skies / You could move like a secret and slip past my life". Die Gitarre ist zumeist recht weit in den Vordergrund gemischt – ein amtliches Statement in Sachen akustischer Musik!
Dass das alles trotzdem nicht ganz an das so wunderbare, und ja hierzulande erst vor einem Jahr veröffentlichte Debüt "Hymns For A Dark Horse" heranreicht, macht eigentlich gar nichts. Als Einstieg ins noch so knappe Bowerbirds-Oeuvre sei auch diese Platte ans Herz gelegt. Die überschwängliche Begeisterung der englischen Kollegen muss man trotzdem nicht teilen.
3 Kommentare
punkte muss man nicht geben um sich vom NME abzugrenzen.
und ja, es ist sperrig. fantastisch sperrig.
Also sperrig ist wohl das falsche Wort. Schönklang grinst aus allen Ritzen. Die Bowerbirds wären vielleicht gerne nerdy. Doch immer luschert die Sonne durch die Wolken. Indie-Folk mit Griff nach den Sternen. Lies auch http://www.jahrgangsgeraeusche.de/2009/07/…
das album ist geil, die rezension ist es nicht.