laut.de-Kritik
Wie eine brave B-Seiten-Compilation.
Review von Sven KabelitzWas hab ich mich gefreut, als ich diese CD im Poststapel gefunden habe. Brad, das bestgehütete Geheimnis der alten Grunge-Tage, rund um Sänger und Herzstück Shawn Smith sowie Pearl Jam-Gitarrist Stone Gossard, mit einer neuen Platte. Für ein ehemaliges Nebenprojekt, einer Undercover-All-Star-Band, schon das beachtliche fünfte Album. Haben will!
Doch "United We Stand" braucht Zeit, um in Gang zu kommen. Verliebte ich mich einst auf Anhieb in die Opener "Price Of Love" ("Best Friends?" 2010) und vor allem "Buttercup" ("Shame" 1993), lässt mich "Miles Or Rope" mit leichtem Schulterzucken zurück. Wo ist die Tiefe geblieben? Der Funke, der gleich berührt? "Miles Of Rope" klingt wie die Light-Ausgabe von Brad, mit freundlichem Na-Na-Na-Na-Einstieg. Ein netter, aber etwas zu glatter Neil Young-Schunkler, dem man zwar durchaus etwas abgewinnen kann, aber die Würze fehlt.
"Bound In Time" fasst den Konflikt von "United We Stand" passend zusammen. Im Vordergrund steht Smith und seine soulige Stimme, die in dem knochigen 70er-Rock ungewohnt zerbrechlich klingt. Schlagzeuger Hagar, Bassist Lowe und selbst das berühmteste Mitglied Gossard halten sich bedeckt zurück, sind nur unterstützend tätig. Einerseits erhält der Song dadurch eine hypnotische Trance, auf der anderen Seite wünscht man sich etwas mehr Verspieltheit der Mitmusiker. Ein paar mehr Ecken und Kanten zum Festhalten, bevor "Bound In Time" durch den Gehörgang gespült wurde.
Versucht die Band dann, dieses allgegenwärtige Muster in "Last Bastion" zu durchbrechen, geht dies auf Kosten von Shawn Smith. Brad scheitern 2012 daran, dessen Selbstversenkung und den Alternative Rock der Musiker unter einen Hut zu bringen. Einer verschenkten Chance kommt "Through The Day" mit seinen gemurmelten Vocals gleich.
Trotzdem fallen links und rechts mit "A Reason To Be In My Skin" und "The Only Way" ein paar schöne Tracks ab. Doch das Gefühl, eine kurzweilige und viel zu brave B-Seiten-Kompilation in der Hand zu halten überwiegt.
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