laut.de-Kritik
Laid-back bis zum letzten Takt.
Review von Alexander Engelen"Eine der wenigen Gruppen aus der goldenen Zeit des Hip Hops, die überlebt haben." Jeder zweite Artikel, der sich mit Brand Nubian beschäftigt, benutzt diese Umschreibung des Trios, das ohne Zweifel eine ganz außergewöhnliche Stellung in der Rap-Historie einnimmt. Nach mittlerweile sechs Jahren sind Lord Jamar, Grand Puba und Sadat X zurück, um an eben diese goldenen Zeiten anzuschließen.
Dabei spricht das Label, bei dem sie schließlich untergekommen sind, für ihre aktuelle Stellung. Denn Babygrande haben ein Händchen dafür, hochtalentierte, aber oft unterschätzte oder in der Versenkung verschwundene Künstler unter ihre Fittiche zu nehmen (Canibus, Jean Grae oder auch Jedi Mind Tricks).
"Fire In The Hole" ist durch und durch Brand Nubian. Sie verzichten auf namhafte Feature-Gäste, die angesichts der Stellung des Trios ohne Probleme möglich wären. Auch die Arbeit hinter den Reglern geht zur Gänze auf die Kappe von den Dreien. Lediglich bei zwei Tracks hatte DJ Alamo seine Finger im Spiel. Als Quasi-Mitglied bleibt aber auch hier alles in der Familie. Die Instrumentals sind so alle sehr ähnlich, was besonders für die Stimmung gilt. Kein Beat entreist sich der Gelassenheit, für die Brand Nubian bekannt sind.
Einzig die Lead-Single "Who Wanna Be A Star" geht ein wenig nach vorne und gibt allen Newcomern Nachhilfeunterricht in den Fächern Rap-Business und Karriereplanung. Der Rest, laid-back bis zum letzten Takt, bietet trotz der vermeintlichen Eintönigkeit eine breite Palette verschiedenster Kopfnicker. "Where Are You Now?" ist mit Piano und Soul-Refrain die traurige Ballade, während "Always Mine" emotional die Liebste anbetet.
Im Jahr 2004 darf natürlich ein schwebender Streicher-Beat inklusive Klassik-Soul-Sample nicht fehlen ("Coming Years"). Ja gut, vielleicht haben das Brand Nubian schon einige Jahre zuvor gemacht, aber Kanye West hat diesen Produktionsstil auf ein anderes Level gebracht. Zu Tränen rührende Oden an die liebe Mutter gab es auch schon zuvor. Aber "Momma" ist sicher seit 2Pacs "Dear Mama" – trotz schiefem Chorus - die Überzeugendste.
Alles in allem ist den Jungs aus New York nach fast fünf Jahren Abstinenz ein passables Album gelungen. Ein wenig Risikofreude hätte "Fire In The Hole" aber trotzdem gut getan. Ich befürchte, dass durch das Fehlen von einigen Stücken, die mehr nach vorne gehen, sich Akzeptanz und Kauffreude bei vielen nicht einstellen wird.
Noch keine Kommentare