laut.de-Kritik
Nach der Liebe ist vor der Liebe.
Review von Vicky Butscher"The Alternative To Love" fühlt sich bei Brendan Benson komischerweise an, wie frisch verliebt zu sein. Ist Benson auf dem Holzweg, oder habe ich was nicht verstanden? Will der junge Herr uns zeigen, dass es auch ohne die große Liebe fröhlich und beschwingt zugehen kann in unserem Leben?
Warum aber singt er zu seinem wahnsinnig gut zusammen geschneiderten Best-Of "Pop der letzten 50 Jahre"-Mix dann vorrangig über eben diese, die (vergangene) Liebe? Ist die Alternative zur Liebe etwa, ihr hinterher zu heulen? Gott sei Dank klingen die Songs aber überhaupt nicht so. Beschwingt spielt er sich durch seine Stücke und schafft es wieder einmal, von seinem Singer-/Songwritertum abzulenken. Es klingt, als hätte eine homogene Band das Album eingespielt. Dabei sind die Songs so frühlingsleicht produziert, dass ich Angst bekomme, sie könnten demnächst in der Philadelphia-Balance-Werbung auftauchen (was um Gottes Willen nicht gegen die Stücke sprechen soll).
"Cause hard luck was all that I had and/.../I was a sad and sorry case/But I've turned about face and/I feel great and I'm gonna run and/I won't break for nothing or no one." Benson hat sich für die Songs auf "Alternative To Love" zweitere Gemütslage ausgewält. Indie- und Collegerock-Ikonen der Neunziger (Weezer, Pavement) blitzen hier und dort genauso durch, wie man überall ein Fünkchen Beatles oder Beach Boys heraushören kann. Über diesen musikalischen Blumenteppich legt sich Bensons klare, an manchen Stellen angeraute Stimme. Eine wundervolle Melange - vor allem wenn er seine eigenen Vocals doppelt, so dass sie nach einem warmen Sommerhimmel klingen.
"The Pledge" zeigt deutlich, dass er sich der Musikstile nicht einfach stur bedient, sondern diese geschickt für sich nutzt. Versatzstücke der Sixties-Größen treffen auf countryesk heulende Gitarren. Heraus kommt ein beschwingter Brendan Benson mit klangvollem Pop-Orchester. "Every single minute that goes by/I'm getting deeper in it every time": So geht es nicht nur dem Sänger, sondern auch mir. Dieser musikalische Frühling zieht mich in seine süßen Melodien, die den Schmerz des Winters zwar noch andeuten, den Sommer jedoch lautstark ankündigen. Nach der Liebe ist vor der Liebe!
1 Kommentar
Gold into straw ♥
Großartiges Album!